Theodor Ickler ist Professor für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Erlangen-Nürnberg und ein großer Kritiker der Rechtschreibreform.
Wird die feministische Sprachreform ähnliche Folgen haben wie die Rechtschreibreform?
Wenn sich die Politik der Sache annimmt, ist das Ganze nicht mehr aufzuhalten.
Aus welchem Grund?
Weil der Staatsapparat nie zugeben würde, dass er einen Fehler gemacht hat. Bei der Rechtschreibreform war das so. Da standen am Anfang eigentlich nur ein Dutzend Leute, die auf Biegen und Brechen eine Idee durchsetzen wollten. Jetzt sind es die Feministen.
Können die feministischen Sprachverbesserungen irgendetwas an der gesellschaftlichen Situation von Frauen ändern?
Nein, man vermeidet bloß Wörter durch Ausweichformen. Aber das sind nur Worthülsen, die mit Bedeutung zu füllen sind – und irgendwann dieselbe Bedeutung wieder annehmen, weil das System bleibt, das dahintersteht.
Wird die deutsche Sprache dadurch bald unlesbar?
Nein, man kann der natürlichen Tendenz nicht entgegenwirken, nur weil man eine scheinbar logische Idee hat. Sprache muss ökonomisch sein. Wenn sich Texte nicht sprechen lassen, dann sind sie zum Scheitern verurteilt.