Das Gedächtnis schwindet zusehends, die Orientierung in Zeit und Raum fällt schwer, der Redefluß stockt, Ruhelosigkeit wird zur Plage: Fast eine Million Menschen in Deutschland leiden am schleichenden Funktionsverlust ihres Gehirns, der Alzheimerschen Krankheit. In späteren Stadien der Erkrankung braucht der Alzheimerpatient ständige Pflege.
Der Zerfallsprozeß der Nervenzellen im Gehirn der Betroffenen läßt sich bislang nicht stoppen, jetzt aber wenigstens verlangsamen. Seit kurzem ist europaweit ein neues Medikament zugelassen: das Rivastigmin. Bei jedem dritten Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimerdemenz schwächt es die Symptome und verhilft zu zeitweiliger Besserung: Die Patienten können sich wieder besser erinnern, an Gesprächen teilnehmen und sich in ihrer Umgebung zurechtfinden.
Ein Teil der Kranken findet außerdem aus der Depression heraus, die oft mit dem Leiden einhergeht.
Zudem werden die Angehörigen entlastet. Da die meisten Alzheimerpatienten in Heime eingewiesen werden, wenn die Familie mit der Pflege überfordert ist, könnte die Arznei dazu beitragen, diesen Zeitpunkt hinauszuschieben, sagt Prof. Alexander Kurz von der Psychiatrischen Klinik der Technischen Universität München.
Die Therapie lasse sich auch gut mit anderen Behandlungsformen kombinieren, meint der Experte. Gute Erfahrungen haben Ärzte, Betreuer und Kranke mit „Gehirn-Jogging“ gemacht: Geistig geforderte Gehirnzellen bleiben auch bei Alzheimer-patienten länger aktiv.
Nicola Siegmund-Schultze