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Appell zur Aufholjagd

Allgemein

Appell zur Aufholjagd
Brüssel will Regierungen und Jugendliche für die Forschung mobilisieren

Der EU-Forschungskommissar Philippe Busquin läutet die Alarmglocken: Bei den staatlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) kommen die Europäer zu Beginn des 21. Jahrhunderts im weltweiten Wettbewerb immer stärker ins Hintertreffen. Der Europäische Wirtschaftsraum (EWR) investiert nur 0,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), um seine Forscher und Wissenschaftler zu unterstützen. In den Vereinigten Staaten liegt der BIP-Anteil immerhin bei über 1 Prozent. Auf Platz drei rangiert Japan mit 0,6 Prozent. Während die Japaner jedoch seit 1995 mit einer jährlichen Steigerungsrate von 4,8 Prozent eine Aufholjagd begonnen haben, nehmen sich die Zuwachsraten von 0,7 Prozent in Europa ausgesprochen bescheiden aus. „Das ist viel zu wenig“, mahnt Busquin die EU-Mitgliedstaaten. Die EU-Kommission geht zu Beginn des neuen Jahrhunderts in die Offensive. In einer Entschließung fordert die Brüsseler Behörde die Mitgliedsregierungen auf, für Zukunftsbranchen mehr zu tun – dies seien vor allem Informations- und Kommunikationstechnik, Bio- und Gentechnik sowie die Raumfahrt.

Neben der Konzentration auf Schwerpunkte setzt Brüssel im neuen Jahrzehnt auf die junge Generation: „Wir müssen der Jugend Europas die Wissenschaft wieder schmackhafter machen“, gibt Busquin die Losung aus. Im Rahmen einer jährlich wiederkehrenden „ Wissenschaftswoche“ will er Wissenschaft und Forschung des 21. Jahrhunderts einem jugendlichen Publikum auf den Marktplätzen näherbringen. Im EU-Forschungsministerrat fallen seine Vorschläge auf fruchtbaren Boden. So startete Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) mit deutschen Großforschungseinrichtungen das „Jahr der Physik 2000″. Im Rahmen der Initiative „ Wissenschaft im Dialog“ finden an Schulen, Universitäten und weiteren Forschungseinrichtungen Aktionen und Experimente aus der Physik statt. „In der heutigen Welt darf Wissenschaft nicht länger im Elfenbeinturm stattfinden“, unterstreicht Bulmahn. Es müsse vielmehr deutlich werden: Forschung ist für den Menschen da.

EURO-TALK

Jacques Santer, ehemaliger EU-Kommissionspräsident und noch luxemburgischer Europaabgeordneter, zu den technologischen Perspektiven des 21. Jahrhunderts:

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bdw: Wo hat die EU technologischen Nachholbedarf im 21. Jahrhundert? Santer: Europa muß im 21. Jahrhundert große Anstrengungen unternehmen, was die Förderung der neuen Technologien anbelangt. Angesichts der fortschreitenden Globalisierung ist Europa besonders im Wettbewerb gegenüber den USA und Japan gefordert. bdw: An welche Technologien denken Sie? Santer: Nicht nur Informations- und Kommunikationstechnik – auch Gen- und Biotechnologie. bdw: Wobei es immer noch Akzeptanzprobleme gibt … Santer: Ja, hier stellen sich große Herausforderungen vor allem an die Politiker, die ethischen Dimensionen mit einzubeziehen. Das ist wesentlich, um das europäische Modell für die Zukunft aufrechtzuerhalten. Ich habe in meiner Zeit als Kommissionspräsident eine Beratergruppe eingesetzt, um die Entwicklungen, die von Wissenschaft und Forschung ausgehen, auf ihre ethischen Grundlagen zu überprüfen. Das ist ganz entscheidend für die Akzeptanz von Forschung und Wissenschaft beim europäischen Bürger.

EURO-TICKER

Abgebremst. Nach über 30jährigem Betrieb will die EU ihre Forschungsreaktoren im italienischen Ispra, im belgischen Geel sowie in Karlsruhe zurückbauen. Die EU-Forschungsminister akzeptierten erstmals ein 15-Jahres-Programm in Höhe von 230 Millionen Euro für Rückbau und Entsorgung von Nuklearanlagen und nuklearen Abfällen. Bis 2002 sollen mit einer ersten Tranche von 24,5 Millionen Euro die nuklearen Altlasten verringert werden.

Abgeschmettert. Eine EU-Lebensmittelagentur ist vorerst nicht in Sicht. Das Europäische Parlament hat eine Initiative von EU-Präsident Romano Prodi, als Konsequenz aus dem Dioxin-Skandal eine solche Agentur aufzubauen, im ersten Anlauf abgelehnt. Die Abgeordneten befürchten, daß Prüfungs- und Zulassungsverfahren in einer der Kommission unterstellten Agentur nicht mehr mit der bisherigen Sorgfalt betrieben würden – zugunsten der Industrie.

Thomas A. Friedrich

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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