Auf allen Vieren, die Arme auf den Knöcheln abgestützt wie Menschenaffen – so haben sich unsere Vorfahren angeblich vorwärts bewegt. Doch das ist möglicherweise falsch: Anders als Schimpanse, Gorilla und Co gehen Abdush, und die Ulas-Geschwister auf den Handflächen – die Finger nach oben abgespreizt. Während sich auf den Handflächen dicke Hornhaut gebildet hat, sind die Finger unbelastet geblieben – und beweglich. Die jungen Frauen der Familie Ulas sind in der Lage, äußerst filigrane Handarbeiten anzufertigen. Beim „Knöchelgang“ der Menschenaffen lastet hingegen ein Großteil des Gewichts auf den drei mittleren Fingern – eine enorme Belastung für die Gelenke, die dadurch im Laufe des Lebens manchmal an Beweglichkeit einbüßen.
Die Idee, dass sich unsere vierfüßigen Ahnen auf ihre Handballen gestützt haben, ist übrigens nicht neu: 1969 stellte der US-Paläoanthropologe Russel Tuttle ein Modell vor, das diese Gangart favorisiert. Es geht davon aus, dass die frühen Vorfahren des Menschen vorwiegend auf dem Boden lebten und die Fortbewegung auf den Handflächen ein erster Schritt zum aufrechten Gang war – und gleichzeitig der besseren Fingerfertigkeit diente, die für die weitere menschliche Entwicklung entscheidend war.
Auch manche Kleinkinder lassen ahnen, dass die Fortbewegung auf Handflächen und Füßen der menschlichen Spezies nicht fremd ist: Nach einer Studie, die vor über 100 Jahren in den USA durchgeführt wurde, bevorzugten rund fünf Prozent der untersuchten Kleinkinder diese Gangart gegenüber dem üblichen Krabbeln auf Händen und Knien. Diese Besonderheit trat familiär gehäuft auf. Forscher vermuten Gene als Ursache für dieses Verhalten.