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Ausländer rein

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Ausländer rein
Eine Studie zeigt: Zuwanderer sind eher bereit, sich in die Gesellschaft einzugliedern, wenn sie mit vollen politischen Rechten eingebürgert sind.

Viele Deutsche meinen: Wer als Politiker die Einbürgerung von Immigranten erleichtert und den Doppelpaß hinnimmt, ist mit dafür verantwortlich, daß die Ausländer die Konflikte in den Herkunftsländern verstärkt in Deutschland austragen.

Doch eine wissenschaftliche Studie kommt zu einem anderen Ergebnis: In Ländern mit liberalen Ausländergesetzen beschäftigen sich die Einwanderer hauptsächlich mit den Problemen der Gesellschaft, in der sie leben. Wenn sie dagegen die gewünschte Staatsbürgerschaft und die damit verbundenen Rechte nur schwer erlangen können, liegen ihnen die Konflikte in ihren Herkunftsländern mehr am Herzen.

Der Politikwissenschaftler Ruud Koopmans und der Soziologe Paul Statham vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) haben untersucht, über welche politische Themen sich Angehörige ausländischer ethnischer Minderheiten in Deutschland und Großbritannien öffentlich äußern. Die Wissenschaftler werteten die Berichte einiger britischer und deutscher Tageszeitungen über Zuwanderung, Immigranten, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit im Zeitraum von 1990 bis 1995 aus.

In Großbritannien lebende Ausländer können bereits nach fünf Jahren die britische Staatsbürgerschaft beantragen, ohne ihre bisherige aufgeben zu müssen. Dort sind die meisten Einwanderer mitsamt ihren Nachkommen eingebürgert. Obendrein hat sich die britische Politik eine multikulturelle Gesellschaft zum Ziel gesetzt. In Deutschland dagegen sind die Hürden für Immigranten, die den Paß mit dem Bundesadler wollen, viel höher: Nur sehr wenige der früheren Gastarbeiter besitzen das begehrte Dokument. Als deutsch gilt in der Regel nur, wer von Deutschen abstammt.

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Die rechtliche Situation der Einwanderer wirkt sich in beiden Ländern auf ihr Selbstverständnis aus. Wenn sich die Angehörigen ausländischer Minderheiten in Deutschland politisch in der Presse äußern, tun sie das zu 82,5 Prozent im Namen ihrer Volkszugehörigkeit – in Großbritannien dagegen nur zu 18,6 Prozent. Die Ausländer dort betrachten sich eher als kulturelle, religiöse oder farbige Minderheiten innerhalb der britischen Gesellschaft: 62,3 Prozent sehen sich vorrangig als Moslems, Buddhisten oder Schwarze.

„Wenn Einwanderer auch nach vielen Jahren noch als Ausländer gelten und zu spüren bekommen, daß sie nicht erwünscht sind, nehmen sie sich selbst als Außenstehende wahr“, erklärt Koopmans. „Sie fühlen sich dann stark an ihre Her-kunftsnation gebunden.“

Folgerichtig sprechen die Einwanderer in Deutschland gegenüber der Presse zu 41,5 Prozent die Probleme in ihren früheren Heimatländern an – wie den Kurdenkonflikt.

Bei den Angehörigen ethnischer Minderheiten in Großbritannien ist dies nur zu 4,2 Prozent der Fall. Statt dessen geht es ihnen zu 50,8 Prozent um ihre politischen, sozialen und kulturellen Rechte in der britischen Gesellschaft. Zu dem entsprechenden Thema äußern sich Einwanderer in Deutschland dagegen nur sehr selten.

„Wer will, daß Immigranten mit den Konflikten in ihren Herkunftsländern gelassener umgehen, muß in erster Linie die Einbürgerung erleichtern“, betont Koopmans. Die Frage der doppelten Staatsangehörigkeit werde dabei in der deutschen Diskussion überbewertet.

Andreas Knoll

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