Klärschlamm, der bei der Abwasserreinigung anfällt, wird normalerweise auf Deponien gelagert, verbrannt, oder in der Landwirtschaft als Dünger verwendet. Forscher am Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Universität Karlsruhe um Hermann H. Hahn haben jetzt eine Alternative entwickelt: Aus dem unvermeidlichen Abfallprodukt soll hochwertiger Baustoff entstehen. Vorbild ist dabei Blähton, der in Verbindung mit Zement Mauersteine leichter und wärmedämmfähiger macht. Bei der Herstellung dieses so genannten Leichtzuschlagstoffs werden Kügelchen aus Ton mit organischen Bestandteilen geformt und gebrannt. Die organischen Stoffe verbrennen, wobei die entstehenden Gase im Ton stecken bleiben und die Kugeln aufblähen. Bei der Leichtzuschlagherstellung aus Klärschlamm liefern die organischen Bestandteile die zum Brennen benötigte Energie und bewirken so gleichzeitig das Blähen. Der Aschegehalt übernimmt die Funktion des Tons und verhindert das Entweichen der Gase. Da mehrere Minuten bei über 1100 Grad Celsius gebrannt wird, verschwindet auch der Geruch des Klärschlamms. Weitere Vorteile: Organische Spurenschadstoffe werden zerstört und Schwermetalle so eingebunden, dass sie nicht mehr auswaschbar sind. Jetzt wollen die Forscher im Labor die Grundlagen für eine Großproduktion schaffen.
Hans Groth