Beim Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft kann viel schiefgehen: Herbizid-Resistenzen breiten sich aus; Antibiotika verlieren ihre medizinische Wirkung, weil sie in den transgenen Pflanzen als Marker eingesetzt werden; Fremdeiweiße in Nahrungsmitteln lösen Allergien aus.
Die beiden Amerikaner Marc Lappé und Britt Bailey sehen noch eine viel größere Gefahr: „Es ist gerade ihr ,Erfolg‘, der gentechnisch veränderte Pflanzen zur größten Bedrohung werden läßt“, schreiben die beiden Experten vom kalifornischen Center for Ethics and Toxics. Gehören Gen-Mais und Antimatsch-Tomaten erst zum Alltag, so führt das ihrer Überzeugung nach zu einem „ grundlegenden Wandel des gesamten Sittenkodex und der landwirtschaftlichen Techniken“.
Wenn die großen Konzerne der Branche das Ende des Welthungers oder einen geringeren Pestizideinsatz versprechen, sei Skepsis angesagt. Denn den Firmen gehe es nicht um die langfristige Lösung sozialer oder ökologischer Probleme, sondern um unternehmerische Macht und kurzfristige Aktiengewinne. Dieses Argument ist nicht neu, aber die Darstellung der beiden Autoren besticht durch ihre Gründlichkeit und Differenziertheit.
Lappé und Bailey wollen keine abgehobene ethische Debatte führen – für die ist es angesichts von 30 Millionen Morgen Ackerland, auf denen schon 1998 in den USA Gen-Soja wuchs, sowieso zu spät. Den beiden Biotechnologie-Kritikern geht es vielmehr darum aufzuzeigen, wie stark die zweite grüne Revolution die wirtschaftlichen Beziehungen verändert, zum Beispiel zwischen Erster und Dritter Welt.
Das Buch gibt auch einen guten Überblick über die verschiedenen Gentechnik-Methoden in der Landwirtschaft und enthält ein ausführliches Glossar. Damit ist es eine ergiebige Informationsquelle für all jene, die nicht einfach alles schlucken wollen, was man ihnen vorsetzt.
Marc Lappé, Britt Bailey MACHTKAMPF BIOTECHNOLOGIE Wem gehören unsere Lebensmittel? Gerling Akademie Verlag München 2000 260 S., DM 49,–
Susanne Liedtke / Marc Lappé / Britt Bailey