„Als möglich gilt alles, was nicht von Natur aus unmöglich ist“ , heißt es im Bürgerlichen Gesetzbuch Kaliforniens. Doch was ist von Natur aus unmöglich? Und – das ist nicht dasselbe – was ist für unsere eigene Natur unmöglich? Die gewaltigen Fortschritte der wissenschaftlichen Welterkenntnis sind eine grandiose Erfolgsgeschichte, doch es gibt Grenzen des Wissens, der Berechenbarkeit und der Beweisbarkeit. Die besten Theorien machen über die Reichweite ihrer Gültigkeit sogar explizite Aussagen. Diese Grenzziehungen von Wissenschaft und Philosophie sind keine frustrierende Bankrotterklärung, sondern ein Gütesiegel, das sie vom Larifari postmoderner Beliebigkeit und vom Hokuspokus esoterischer Allwissenheitsattitüden unterscheidet. John Barrow, Kosmologe und Professor für angewandte Mathematik und Physik an der Universität Cambridge, entfaltet ein Panorama von Unmöglichkeiten: Logische Paradoxien, optische Illusionen, naturgegebene Grenzen – etwa Lichtgeschwindigkeit, Unschärferelation, Ereignishorizonte – praktische und theoretische Beschränkungen von Voraussagen und Experimenten, unüberprüfbare Voraussetzungen der Wissenschaft, algorithmische, biologische und psychologische Einschränkungen bis hin zu Zufall, Chaos und Komplexität, zu Mikrokosmos und Makrokosmos sowie zu Gödels Unvollständigkeitssätzen in der Mathematik. Leider greifen die Bemerkungen zum Thema Willensfreiheit zu kurz, und im Kapitel über Kosmologie bleiben wichtige Aspekte unerwähnt. Betrüblich sind auch die zahlreichen Druckfehler, was besonders bei falschen Hochzahlen verwirrt. Doch jeder, der Freude am Nachdenken hat, wird dieses Buch mit großem Gewinn und Genuß lesen.
John D. Barrow Die Entdeckung des Unmöglichen Forschung an den Grenzen des Wissens Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 1999 411 S., DM 49,80
Rüdiger Vaas / John D. Barrow