In der trüben Winterzeit haben Depressionen bekanntlich Hochkonjunktur. Schon länger weiß man, dass eine Lichttherapie, speziell eine mit blauem Licht, die düstere Stimmung ziemlich effektiv vertreiben kann. Der gängigen Theorie nach funktioniert das, weil das Blaulicht spezielle lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut anregt, die mit der Steuerzentrale der „Inneren Uhr“ gekoppelt sind. Das Licht gaukelt dem „Taktgeber“ also einen anderen Rhythmus vor und beeinflusst so die Hirnchemie.
Doch blaues Licht kann noch viel mehr, haben Hirnforscher aus Belgien, England und der Schweiz jetzt entdeckt: Es versetzt Depressionen sozusagen einen Doppelschlag, denn es wirkt zusätzlich direkt auf das Gefühlszentrum im Gehirn ein. Wenn man blaues Licht sieht, reagiert das Gehirn stärker auf Emotionen in der Stimme eines anderen als bei grüner Beleuchtung, konnten Gilles Vandewalle von der Universität Liège und seine Kollegen zeigen. Einige Hirnregionen, darunter Teile des für Emotionen zuständigen Limbischen Systems, arbeiten unter Blaulicht messbar mehr, während andere ihre Zusammenarbeit mit entfernt liegenden Arealen intensivieren. Diese verstärkte Aktivität beeinflusst ihrerseits die Arbeit grundlegender Steuerungssysteme. Das bringt die Hirnchemie ins Lot, die bei einer Depression aus der Balance geraten ist. Doch laut Vandewalle und seinen Kollegen können nicht nur Depressive von diesem Effekt profitieren: Sie empfehlen, auch Arbeitsplätze und Büroräume bläulich zu beleuchten – zwecks allgemeiner Stimmungsaufhellung.