Hubert Weinzierl (63) geht von Bord: Der Mitbegründer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) gab nach 15 Jahren an der Spitze der mächtigen Ökobewegung den Vorsitz ab. Weinzierl – von seinen Mitstreitern „das grüne Gewissen der Nation“ genannt – hat den Umweltschutz hoffähig gemacht: Die Sorge um reine Luft oder sauberes Wasser ist heute fest im Bewußtsein der Bevölkerung verankert. „Es gibt kein Zurück mehr“, sagt der studierte Forstwirt.
Zufrieden ist Weinzierl dennoch nicht: „Naturschutz ist immer noch nicht politikfähig.“ Damit meint er bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Biber oder Frauenschuh, die in der Öffentlichkeit keine Lobby haben. Wo sich alles um Wachstum, Wohlstand und Arbeitsplätze drehe, habe die Natur als Wert an sich keine Chance.
Daran werde auch die Rot-Grüne Regierung nichts ändern. „Der Koalitionsvertrag ist ein einziger Kompromiß“, urteilt Weinzierl. Als Leiter des bayerischen Landesverbandes des BUND will Weinzierl deshalb auch künftig ein „kritisches Wächteramt“ übernehmen. Neben der Gründung neuer Schutzgebiete und Nationalparks möchte der Öko-Philosoph vor allem erreichen, daß Landwirte mehr Rücksicht auf die Natur nehmen.
Wie man diese Ziele am besten erreichen kann, ist im BUND umstritten. Auf der Delegiertenversammlung Anfang November setzte sich der liberale Flügel um die neue Vorsitzende Angelika Zahrnt, die Kooperationen mit der Industrie befürwortet, knapp gegen die Anhänger der reinen Naturschutzlehre durch, denen auch Weinzierl angehört.
Hubert Weinzierl