„Der Geist fiel nicht vom Himmel“, behauptete vor jetzt 20 Jahren der Hirnforscher und Publizist Hoimar von Ditfurth – aber woher er denn kommt, das konnte er auch nicht sagen. Inzwischen hat die Wissenschaft das „Jahrzehnt des Gehirns“ ausgerufen und versucht immer noch, eine Antwort darauf zu finden, welche besondere Qualität das Gehirn des Menschen dazu befähigt, „Ich“ zu sagen – und was dieses „Ich“ eigentlich ist in diesen eineinhalb Pfund Wasser und Fett mit einem bißchen Elektrizität.
Den Prozeß des Suchens, die unterschiedlichen Denkrichtungen und die aktuellen Erkenntnisse bündelt „Das Rätsel von Leib und Seele“ in einer informativen, spannend und manchmal unterhaltsam zu lesenden Sammlung von Aufsätzen und Essays. Das behauptet zwar jeder Werbetext, aber dieses Buch hat eine Empfehlung verdient. Die Autoren sind Fachleute – Neurobiologen, Mediziner, Philosophen, Soziologen und Psychologen -, aber sie schreiben in der Tradition eines Prof. Heinz Haber oder Hoimar von Ditfurths. Sie machen Schwieriges verstehbar.
Sie scheuen sich nicht, Stellung zu beziehen, aber sie geben auch nicht vor, Antworten zu haben, wo es noch keine gibt: Ist unsere Sicht der Welt vielleicht nur eine von vielen möglichen Abbildungen der Realität? Die Reflexion einer zufälligen Zusammenlagerung von Nervenzellen und ihrer physikalisch-biochemischen Wechselwirkungen, die mit anderen virtuellen „Ichs“ die Illusion einer Kommunikation führen? Oder gibt es noch etwas jenseits des Materiellen, etwas, das die Hirnforscher vage mit „Qualia“ umschreiben. Andere sagen „Seele“ dazu.
Reinhard Breuer (Hrsg.) DAS RÄTSEL VON LEIB UND SEELE Der Mensch zwischen Geist und Materie Edition bild der wissenschaft Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1997, DM 48,-
Jürgen Nakott