Um Reizüberflutung vorzubeugen, wird im Gehirn durch einen Filter entschieden, was ins Bewusstsein gelangt. Manche Erfahrungen beeinflussen unwissentlich unsere Entscheidungen. Dazu gehören auch vorgeburtliche und frühkindliche Erlebnisse. Dieses „Unbewusste“ oder „Es“ fasste Sigmund Freud in ein Bild: Er verglich das Es mit einem Pferd und das Bewusstsein (Ich) mit dessen Reiter, der die Kraft des Pferdes zügelt. Anders ausgedrückt: Das Es liefert unbewusste Motivationen, die das Ich kanalisiert.
„Diese Vorstellung ist heute etwas anders“, sagt Stefan W. Schimmel, der an der Fachhochschule Münster zum Thema Identität lehrt. „Hirnforscher nehmen an, dass der Reiter sich lediglich die Intention des Tieres zu eigen macht. Der Reiter glaubt, dass er bestimmt, wohin das Pferd läuft. In Wirklichkeit gibt jedoch das Tier die Richtung vor.“ Dem Unbewussten wird somit im heutigen Verständnis eine größere Rolle zugesprochen als bei Freud.