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Das war 1998

Allgemein

Das war 1998
Die Bilanz eines Forschungsjahres, das Grenzen sprengte. Der geklonte Mensch, die Überschreitung der Lichtgeschwindigkeit, der globale Temperaturrekord seit 1880, das erste Lebensmittel in Deutschland mit der Kennzeichnung „ gentechnisch verändert”, Pillen gegen das Fett und für die Potenz – Höhepunkte der Wissenschaft 1998.

MEDIZIN Viagramania

Oswalt Kolle, der 1998 seinen 70. Geburtstag feierte, wäre glücklich gewesen, hätte er bei seinem Vorhaben, die Deutschen aufzuklären, vor 30 Jahren so öffentlichkeitswirksame Helfer gehabt: Eine Politik-Praktikantin in einem blauen Kleid und eine blaue Pille machten es möglich, daß Mann und Frau und Kind plötzlich ungehemmt miteinander über Sexpraktiken und Sexualmedizin diskutierten.

Das blaue Kleid brachte den US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton in Bedrängnis, weil er allem Anschein nach zuviel von dem hat, was 30 Millionen seiner männlichen Landsleute durch das blaue Wunder Viagra erst wiedergewinnen wollen: Potenz. Und was dem amerikanischen Mann nicht zu teuer ist, soll seit dem 1. Oktober auch acht Millionen schlappen Deutschen helfen, ihre Lust wieder standhaft zu genießen.

Viagra hat gute Chancen, als Medikament des Jahrhunderts in die Geschichte einzugehen. Dabei hatte sein Wirkstoff – Sildenafil – zunächst gar nicht gehalten, was sich die Herstellerfirma Pfizer davon versprach: Er sollte die Durchblutung kranker Herzen verbessern. Statt dessen berichteten die Testpersonen plötzlich – gar nicht unglücklich – von erhöhtem Blutandrang unterhalb der Gürtellinie.

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Sildenafil greift in einen sehr komplizierten Regelungsmechanismus zwischen Hirn und Hoden ein. Bei sexueller Erregung produziert der Körper das Molekül Guanosinmonophosphat (cGMP). Es entspannt die Arterien in den Schwellkörpern des Penis und läßt massiv Blut einströmen. Dabei werden die abführenden Venen abgeklemmt, das Blut staut sich, der Penis wird steif. Gegenspieler des cGMP ist das Molekül Phosphodiesterase-5. PDE-5 zerstört nach einiger Zeit das cGMP – das Blut fließt wieder ab. Sildenafil blockiert die Wirkung des PDE-5, die Erektion bleibt vier bis fünf Stunden, im Extremfall bis zu zehn Stunden stabil.

Damit Viagra wirken kann, müssen drei Voraussetzungen gegeben sein: Der Mann muß Lust haben, seine Schwellkörper müssen intakt sein, und die Nervenbahnen müssen funktionieren. Dann profitieren je nach Krankheit 40 bis 80 Prozent aller Männer, die infolge von Diabetes, Prostataoperationen, Nierenkrankheiten, Arteriosklerose oder Multipler Sklerose impotent waren, von seiner aufrichtenden Wirkung.

In Deutschland darf jeder Hausarzt das Rezept für Viagra ausschreiben, die Kosten – je nach Dosierung 20 bis 28 Mark pro Pille – werden aber nicht von den Krankenkassen erstattet, entschied im Spätsommer Ex-Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer. Es heile schließlich keine der Krankheiten, die an der Impotenz schuld seien.

Die Schattenseiten des Mittels haben das Interesse am Penis-Doping bislang nicht bremsen können: Kopfschmerzen, Übelkeit und blaue Schleier vor den Augen schrecken die Kunden nicht ab. Ernster sind die ersten Meldungen über Tote im Zusammenhang mit dem Viagra-Konsum. Genaue Zahlen hat keiner, da der Exitus beim Coitus von den Hinterbliebenen als Todesursache oft verschwiegen wird, und vor allem für herzschwache Senioren der Sextod im Bett gar nicht so selten ist. Doch wird ausdrücklich davor gewarnt, Viagra bei niedrigem Blutdruck oder zusammen mit blutdrucksenkenden, nitrathaltigen Herzmedikamenten einzunehmen.

Die weitere Entwicklung ist abzusehen: Der schwellende Erfolg von Viagra läßt Pfizers Konkurrenten mit Hochdruck daran arbeiten, ihre eigenen Potenzpillen zu verbessern (Muse, Vasomax, Spontane; siehe “medinfo” in bild der wissenschaft 5/1998). Pfizer selbst versprach, spätestens bis zum Jahr 2000 Viagra als “Orgasmuspille” an die Bedürfnisse der Frauen angepaßt zu haben. Mediziner der Universitätsklinik Köln, die sich die gleiche Aufgabe gestellt haben, berichteten, daß schon viele Frauen großes Interesse gezeigt hätten, als Testpersonen mitzumachen.

Krebs: mehr Tote, aber gesunkenes Risiko

Anfang des Jahres erschien der erste Krebsatlas des vereinigten Deutschland. Danach nimmt die absolute Zahl der Krebstoten zwar weiter zu, das Risiko des einzelnen, an Krebs zu sterben, ist aber zum erstenmal in der Nachkriegsgeschichte gesunken. Statistisch gesehen ist das größte Krebsrisiko die gestiegene Lebenserwartung – weil viele andere Krankheiten, die noch vor wenigen Jahrzehnten die Menschen umbrachten, heute vermeidbar oder heilbar sind. Als Hauptursache für die Entstehung von Krebs gelten nicht mehr Schadstoffe in der Umwelt und am Arbeitsplatz, sondern das persönliche gesundheitsschädigende Verhalten, vor allem fettes Essen, Alkohol und Zigaretten.

Lebenserhaltung nicht um jeden Preis

Deutschlands Ärzte sollen todkranken Patienten beim Sterben nicht helfen, sie aber in einen würdigen Tod begleiten dürfen. Eine entsprechende Richtlinie verabschiedete im September die Bundesärztekammer. In aussichtsloser Lage soll nicht – wie der Begriff “passive Sterbehilfe” nahelegt – die Behandlung abgebrochen, sondern ihr Ziel geändert werden. Die Linderung der Schmerzen soll Vorrang haben vor einer Lebensverlängerung um jeden Preis. Wenn durch die Leidenslinderung der Tod unbeabsichtigt, aber unvermeidlich früher eintritt, sei dies nicht strafbar. In den benachbarten Niederlanden ist den Ärzten dagegen auch die “aktive” Sterbehilfe und die Beihilfe zum Selbstmord erlaubt.

Der Roboter als Herzchirurg

Im Mai operierte erstmals ein Chirurg einen Menschen mit Roboterhilfe am offenen Herzen. Der Pariser Arzt saß in einem Sessel und schaute mit einer ferngesteuerten Mikrokamera in das Herz. Über eine Konsole befahl er dem Roboter, wo er schneiden, klammern und nähen sollte. Der große Vorteil: millimetergenaues Arbeiten ohne Hände, die vor Nervosität oder Anstrengung zittern. Deutsche Mediziner schneiden derweil noch selbst, wobei aber auch sie per Kamera und Videobrille tief in das Operationsfeld eintauchen.

PHYSIK Erst die Wirkung, dann die Ursache

Für großes Aufsehen in den Medien sorgten 1998 die Experimente des Physikers Prof. Anton Zeilinger von der Universität Innsbruck. Seinem Team gelang es erstmals, Lichtteilchen (Photonen) – beziehungsweise bestimmte Eigenschaften dieser Lichtteilchen – von einem Ort zum anderen zu “beamen” (siehe bild der wissenschaft 7/1998, “Telepathische Teilchen”).

Im Laufe des Jahres hat Zeilingers Team immer neue verblüffende Teleportations-Experimente ausgeheckt:

Eine wichtige Rolle bei der Teleportation spielt die Verschränkung. Darunter verstehen die Physiker einen Zustand, in dem die Teilchen ihre Identität verlieren und ihre Eigenschaften so lange geheimhalten, bis sie eine Meßapparatur durchlaufen. Zeilingers Team gelang es nun zum ersten Mal, nicht nur zwei, sondern gleich drei Photonen miteinander zu verschränken – ein wichtiger Grundstein für den Bau künftiger Quantencomputer, kleiner und schneller als je zuvor.

Bei einem zweiten Experiment gingen die Innsbrucker Quantenjongleure der Frage nach, wie ein Photon seinen Zustand einem verschränkten Partnerphoton mitteilt. Das geschieht ohne Zeitverlust und, wenn es sein muß, sogar über kosmische Entfernungen. Die Physiker erzeugten ein Photonenpaar und schickten die beiden Lichtteilchen getrennt via Glasfaser zu zwei je 200 Meter entfernten Labors. Dort maßen sie Veränderungen an den Photonen. Ergebnis: Verschränkte Photonen müssen keine Informationen austauschen, sie “wissen” ganz einfach, wie sich ihr Partner am anderen Ende des Campus verhält. Der US-Physiker John Bell, der das Verschränken von Photonen in den sechziger Jahren theoretisch untersucht hatte, bezweifelte damals, ob dieses “Ideal- Experiment” jemals gelingen könnte.

Wer es noch verrückter mag, findet vielleicht Gefallen an folgendem Versuch: Beim ursprünglichen Teleporta-tions-Experiment legten die Innsbrukker Physiker die Eigenschaft eines Photons fest und übertrugen diese auf ein anderes Photon, das sich im Schwebezustand der Verschränkung befand. Jetzt zeigte das Team, daß das Ausgangsphoton zunächst gar keinen definierten Zustand haben muß. Unglaublich, aber wahr: Die Information kann übertragen werden, bevor sie überhaupt erzeugt wurde.

Um Fragen zuvorzukommen: Die Zeitreise ist damit noch nicht möglich, aber wenn die Wissenschaftler um Anton Zeilinger weiter so kreativ in die Trickkiste der Quantenphysik greifen, werden wir wohl auch im Jahresrückblick 1999 einen Platz für dieses Thema freihalten müssen.

Moleküle als Motor

Physiker am IBM-Forschungslabor in Rüschlikon haben den ersten Nanomotor gebaut. Mit der Spitze eines Rastertunnelmikroskops verschoben sie das nur 1,5 millionstel Millimeter winzige Hexa-tert-butyl-decacylen-Molekül um Atomesbreite und klinkten es aus dem Molekülverband aus (Bild unten). Allein die thermische Energie bei Zimmertemperatur reichte aus, um das Molekül in wilde Drehungen zu versetzen.

Teilchen gegen Tumore

1998 gingen an zwei deutschen Großforschungsinstituten neue Einrichtungen zur Krebstherapie in Betrieb. Am Hahn-Meitner-Institut in Berlin erzeugt ein Teilchen-Beschleuniger Protonen, die Geschwulste im Auge zerstören (Bild oben). Bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt attackieren Physiker Gehirntumoren mit Kohlenstoff-Ionen.

Eklat um Einstein

Albert Einstein ist seit 43 Jahren tot und doch immer noch für einen Streit gut: Unser Artikel “Irrte Einstein” im Februar-Heft – eine Antwort auf das in diesem Jahr erschienene Buch “Requiem auf die Spezielle Relativität” – wurde von unseren Lesern mal mit höchstem Lob, mal mit wüsten Beschimpfungen kommentiert. Wir bleiben dabei: Einstein irrte nicht.

Neutrinos: Mickrige Masse

Das Rätsel, warum auf der Erde weniger Sonnen-Neutrinos nachgewiesen werden, als es der Theorie nach sein müßten, scheint geklärt: Neutrinos besitzen eine Masse. Das haben im vergangenen Juni japanische Forscher nachgewiesen. Die Masse – auch wenn sie noch so winzig ist – verleiht den scheuen Geisterteilchen eine erstaunliche Fähigkeit: Verschiedene Sorten Neutrinos können sich ineinander umwandeln und somit die trickreich ausgedachten Teilchenfallen der Physiker narren.

ASTRONOMIE Expansion in die Ewigkeit

Die vielleicht wichtigste Entdeckung der astronomischen Forschung 1998 ist in den deutschsprachigen Medien kaum beachtet worden: die Erkenntnis, daß sich unser Universum immer weiter und immer schneller ausdehnen wird.

Seit siebzig Jahren ist bekannt, daß der Weltraum sich ständig vergrößert – eine Folge des Urknalls, mit dem neben Materie und Energie auch Raum und Zeit entstanden sind. Ob diese kosmische Expansion jedoch ewig weitergeht oder eines Tages durch die Schwerkraft gestoppt und umgekehrt wird, bis das Universum sich gleichsam selbst verschlingt, ist seither eine der wichtigsten Fragen der Kosmologie. . Die Antwort hängt von drei Zahlen ab:

der gegenwärtigen Expansionsrate des Weltraums (Hubble-Konstante), dem Bremsparameter, der die Änderung der Expansionsrate im Lauf der Zeit beschreibt – er wird von der Materiedichte des Alls mitbestimmt – und der kosmologischen Konstanten, einem freien Parameter in den Gleichungen der Relativitätstheorie, der bislang meist Null gesetzt wurde, davon aber auch geringfügig abweichen könnte.

Alle drei Zahlen sind noch nicht genau bekannt. Doch mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops und leistungsstarker Observatorien auf der Erde messen zwei Forschergruppen zur Zeit unabhängig voneinander den Bremsparameter. Dazu beobachten sie Sternexplosionen in extrem weit entfernten Galaxien. Ihre Leuchtkraftentwicklung läßt sich als Sensor für die Veränderung der kosmischen Expansion verwenden.

Inzwischen haben zwei Astronomen-Teams am kalifornischen Lawrence Berkeley National Laboratory und am Australian National Observatory so viele Daten beisammen, daß ihre Schluß-folgerung klar ist: Der Bremsparameter reicht nicht. Das Universum enthält nicht genug Masse, um irgendwann in sich zusammenzustürzen. Mehr noch, die Ausdehnung des Weltraums wird seit einigen Milliarden Jahren sogar schneller. Diese Expansionsbeschleunigung läßt sich nur dadurch erklären, daß die kosmologische Konstante einen positiven Wert hat. Der gibt dem Schwung des Urknalls gleichsam neue Kraft. Doch wie immer in der Wissenschaft wird jede Antwort mit noch schwierigeren Fragen bezahlt. Jetzt müssen die Forscher nämlich herausfinden, was es mit der kosmologischen Konstante physikalisch eigentlich auf sich hat und warum sie als eine Art kosmische Antischwerkraft wirken kann.

Mini-Enterprise “Deep Space 1”

Die erste Raumsonde mit Ionenantrieb – Prinzip Enterprise – ist seit Ende Oktober auf dem Weg in die Außenbezirke unseres Sonnensystems. Die Sonde (Bild oben) gewinnt ihren Vortrieb durch einen Strom von Xenon-Ionen, der mit Hilfe von Solarenergie erzeugt wird. Die Ionen beschleunigen Deep Space 1 bis zum Juni 1999 auf eine Geschwindigkeit von 13000 Kilometer pro Stunde. Das erste Beobachtungsziel der Sonde ist ein Asteroid. Danach soll sie zu den Kometen Wilson-Harrington und Borrelly weiter fliegen.

Kaffeefahrt ins Weltall

Als der Testpilot John Glenn 1962 auf der Spitze einer Mercury-Rakete als erster Amerikaner den Flug ins All antrat, war er mit 40 Jahren der älteste unter sieben Kandidaten. 37 Jahre später, am 29. Oktober 1998, saß er zum zweiten Mal im Schalensitz, diesmal in der Raumfähre Discovery. Inzwischen war Glenn 77 Jahre alt und US- Senator. Die Raumfahrt – einst ein Abenteuer für Supermänner – ist zur Kaffeefahrt für verdiente Senioren geworden.

Eis auf dem Mond

Drei Milliarden Tonnen Wassereis auf dem Mond entdeckte die im Januar gestartete Raumsonde Lunar Prospector – genug, um einen 100 Meter tiefen und 6 Kilometer breiten See zu füllen. Das Eis stammt von Kometen und befindet sich, mit Gesteinsstaub vermischt, im Dauerschatten der Polkrater.

Meere auf dem Mars

Die vermeintlichen Lebensspuren in dem Marsmeteoriten ALH84001 waren wohl doch Verunreinigungen und Fehlinterpretationen. Trotzdem bleibt der Rote Planet im Blickpunkt. Die Raumsonde Mars Global Surveyor funkt immer wieder phantastische Bilder, die Spuren einer komplexen Geologie und einstiger Meere und Flüsse zeigen (unten).

Startschuß für die Raumstation

Im November brachte eine russische Proton-Rakete den ersten Baustein der Internationalen Raumstation ins All. In sechs Jahren soll die 400 Tonnen schwere Wohn- und Forschungsstation im Orbit komplett sein. Sie ist fünfmal größer als die russische Mir und die aufwendigste Ingenieurleistung zu Friedenszeiten. An dem 60-Milliarden-Dollar-Projekt beteiligen sich 16 Nationen (“Kolonisten in der Kreisbahn”, bild der wissenschaft 6/1998).

UMWELT Fiebrige Turbulenzen

Unter der Treibhausglocke purzelten die Klima-Rekorde: Schon im ersten Halbjahr meldeten die Wetterwarten mit 17,2 Grad die höchste globale Mitteltemperatur seit Beginn der systematischen Messungen im Jahr 1880.

In der Mittelmeerregion ging es besonders hitzig zu. In Zypern, wo das Thermometer bei hoher Luftfeuchtigkeit bis auf 43 Grad kletterte, starben 56 Menschen am Hitzschlag. Auf der Insel Elba und in Kroatien loderten verheerende Waldbrände. Auch die grünen Lungen von Athen, die bislang für eine nächtliche Abkühlung gesorgt hatten, fielen den Flammen zum Opfer. Sogar der deutsche Sommer, obwohl grau und verregnet, machte mit heftigen Fieberattacken von sich reden: Im Weinort Brauneberg an der Mosel maßen die Meteorologen an einem Julitag 41,2 Grad – die höchste jemals in Deutschland registrierte Temperatur.

In fernen Weltregionen spielte das Wetter vollends verrückt. Nach heftigen Regenfällen trat der chinesische Jangtse über die Ufer, richtete Schäden von rund 50 Milliarden Mark an und trieb Millionen Menschen ins Elend. In Indonesien brannte der Regenwald auf breiter Front nieder und überzog das halbe Land mit dichtem Smog. In Peru und Ecuador schwemmten Regengüsse die Bodenkrume fort, im Süden der USA versengte die Hitze Weiden und Baumwollfelder und zwang Farmer, ihr Vieh zu verkaufen. Die Vereinten Nationen registrierten in 40 Ländern Flutkatastrophen und in 22 Ländern eine extreme Trokkenheit.

Ursache für die meisten atmosphärischen Turbulenzen ist El Niño, ein böser Spuk im tropischen Pazifik. Wo sonst kaltes Tiefenwasser aufsteigt, machte sich warmes Oberflächenwasser breit – rasanter als beim letzten Super-El-Niño, der 1982/83 weltweit Schäden von mindestens acht Milliarden Dollar anrich-tete.

Viele Klimaforscher sind überzeugt, daß die Zunahme der atmosphärischen Treibhausgase die pazifischen Störungen fördert. Sie befürchten, daß El Niño künftig häufiger kommt. Beobachtungen während der letzten Jahrzehnte bestätigen diese Tendenz. Während sich die Klimakapriolen früher nur alle zwei bis sieben Jahre wiederholten, kommen sie inzwischen Schlag auf Schlag.

Unter der Treibhausglocke steigen nicht nur die Temperaturen in Bodennähe, sondern auch in der Höhe. Amerikanische Satelliten hatten hier bislang eine Abkühlung registriert und damit Treibhaus-Skeptikern einen Trumpf in die Hand gegeben. Ein Rechenfehler, wie sich jetzt herausstellte. Als Wissenschaftler berücksichtigten, daß sich die Sonden jährlich um ein bis zwei Kilometer der Erde nähern, kam auch hier ein Temperaturanstieg von 0,07 Grad pro Jahrzehnt ans Licht.

Ozonloch wächst

Das Ozonloch über dem Südpol ist 1998 auf Rekordgröße gewachsen (unten, purpur-blaue Fläche). Zwischen August und Anfang Oktober dünnte der irdische Schutzschild, der einen Großteil der UV-Strahlung von der Sonne abfängt, auf einer Fläche von 27,3 Millionen Quadratkilometer aus – das ist größer als Nord- und Mittelamerika zusammen. Die Folge: Den ungeschützten Lebewesen drohen Erbgutschäden und Krebs. Nach Ansicht von Experten wird das Riesenloch trotz FCKW-Verbots auch in den nächsten 10 bis 20 antarktischen Wintern aufreißen. Wegen der langen Lebensdauer des Ozon-Killers, fürchtet NASA-Experte Paul Newman, werde sich der irdische Ozonfilter erst in rund 50 Jahren vollkommen erholt haben.

Erstmals Ozonalarm

Was in der oberen Atmosphäre fehlte, gab es am Boden zuviel: Am 12. August lösten die Bundesländer Hessen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland erstmals Ozonalarm aus und verhängten ein Fahrverbot für Autos ohne Katalysator. Die Autofahrer ignorierten die Auflagen allerdings weitgehend, da ihnen Ausnahmeregelungen viele Schlupflöcher boten. Etliche Wissenschaftler kritisierten das Verbot als Bürokratenstreich: Wenn der Ozon-Grenzwert erst überschritten sei, käme ein Fahrverbot ohnehin zu spät, regional begrenzte Verbote würden zudem wenig helfen.

TECHNIK Rasterfahndung mit DNA

Die erfolgreiche Jagd auf den Sexualmörder der elfjährigen Christina Nytsch aus Niedersachsen zeigte im vergangenen April, welch schlagkräftige Fahndungstechnik der “genetische Fingerabdruck” ist und machte zugleich dessen Kritiker mundtot. Deutschland bekommt eine zentrale Gendatei für Verbrecher.

Im Frühjahr ordnete der Präsident des Bundeskriminalamtes eine entsprechende “Errichtungsanordnung” an, und im September erweiterte der Bundestag die Strafprozeßordnung. Jetzt darf ein Richter von verurteilten Kriminellen eine Speichelprobe nehmen und daraus ein Gen-Muster anfertigen lassen. Die Proben selbst müssen vernichtet werden. Die Muster werden im Zentralcomputer des BKA gespeichert. Künftig können Fahnder die Gen-Muster aus Blutresten oder Spermaflecken vom Tatort mit bereits vorliegenden Informationen vergleichen.

Der genetische Fingerabdruck wird nicht von “echten” Genen, sondern von einer Art Füllstoff im Erbgut genommen, von dem die Wissenschaftler noch nicht wissen, wozu er gut ist. Der Vorteil: Da diese Gegenden der Erbinformation keine Funktion haben, können sie im Laufe der Generationen mutieren, ohne Schaden anzurichten. Diese sogenannten “short tandem repeats” (STR) unterscheiden sich darum von Mensch zu Mensch sehr stark, während echte Gene sehr ähnlich sind. Da die STRs keinen Inhalt haben, sagt das Muster nichts über den Menschen aus. Es verrät zum Beispiel nicht, ob jemand blonde Haare oder die Veranlagung zu Diabetes hat. Dr. Hildegard Haas- Rocholt vom Institut für Gerichtsmedizin der Universität Gießen: “Damit kann man nicht einmal eine eindeutige Verwandtschaftsbestimmung machen.” Die Muster von Verwandten ähneln sich zwar, aber nur die von eineiigen Zwillingen sind identisch (im Gegensatz zum echten Fingerabdruck, der sich selbst bei eineiigen Zwillingen unterscheidet).

Möglich wurde die Fahndungsmethode mit Hilfe der Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR), mit der man auch geringste DNA-Mengen in kurzer Zeit vervielfältigen kann, bis einfache biochemische Methoden ihr Muster sichtbar machen. Die PCR ist so empfindlich, daß schon 50 billionstel Gramm DNA für eine Analyse ausreichen. Sie identifizierte sogar schon einen Mörder über seine Speichelspuren auf einem 16 Jahre alten Zigarettenfilter.

Fehlerfrei ist die Methode dennoch nicht. Die PCR ist zwar sehr sensibel, aber manchmal sind die Tatortspuren so verunreinigt, daß die Muster nicht eindeutig sind. “Dann passen sie auf 100 Verdächtige, und wir bräuchten die Originalproben, um eine zweite Testreihe mit anderen STR-Mustern anzufertigen”, erklärt Prof. Bernd Brinkmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rechtsmedizin. Er bedauert deshalb, daß nur die Daten der Gene gespeichert werden, nicht jedoch die Speichelproben.

Im Mordfall Nytsch war das Ergebnis eindeutig. Am 21. Oktober wurden deshalb die freiwilligen Speichelproben von 18000 Männern aus der Region, in der Christina lebte, samt den dazugehörigen Gendaten öffentlich vernichtet.

Sauber fahren ab 2004

Rund ein Jahrzehnt lang tüftelten die großen Automobilhersteller der Welt meist im geheimen an ihren Brennstoffzellen-Projekten. 1998 war das Jahr, in dem sie sich outeten. Nicht nur Vorreiter Daimler-Benz (neuerdings: Daimler-Chrysler), sondern auch General Motors und Ford bekannten sich zum Ziel: Serienproduktion eines Fahrzeugs mit Brennstoffzellen-Antrieb bis zum Jahr 2004. Dann soll nur noch Wasserdampf und etwas CO2 aus dem Auspuffrohr kommen. Unklarheit herrscht bislang, wie die Brenngasversorgung aussehen soll. Daimler-Benz favorisiert eine Variante, bei der flüssiges Methanol an Bord in Wasserstoff umgewandelt wird – wie im Versuchsauto Necar3 (oben). Die US-Konkurrenz bleibt beim Benzin.

Transrapid – Ja, aber…

Die umstrittene Magnetschwebebahn Transrapid darf weitergebaut werden, entschied die rot-grüne Bundesregierung in ihrer Koalitionsvereinbarung Ende Oktober – vorausgesetzt, sie koste keinen Steuerpfennig mehr als bislang vereinbart. Wenn die Wirtschaft die 500 Stundenkilometer schnelle Expressverbindung zwischen Hamburg und Berlin wolle, dann solle sie sie auch selbst bezahlen.

ERNÄHRUNG Durchfall macht schlank

Die gute Nachricht: Die seit September in Deutschlands Apotheken erhältliche Fettbremse Xenical macht wirklich schlanker. Drei Studien kamen unabhängig voneinander zu ähnlichen Ergebnissen.

Eine Gruppe von insgesamt mehr als 3000 stark übergewichtigen Versuchspersonen bekam ein Scheinmedikament (Placebo), die andere den Fettblocker. In zwei Studien wurden die Patienten zudem unter ärztlicher Aufsicht für ein Jahr auf Diät gesetzt. Die Placebo-Patienten verloren rund sechs Prozent Gewicht, die Xenical-Konsumenten mit zehn Prozent fast doppelt soviel. Mit dem Gewicht sanken auch die Cholesterin-Werte und der Bluthochdruck.

Xenical wird von dem Schweizer Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche produziert. Der Wirkstoff mit dem Namen Orlistat blockiert das Verdauungsenzym Lipase. Ein Drittel der in der Nahrung enthaltenen Fette rutscht damit unverdaut darmabwärts.

Xenical ist rezeptpflichtig. Die Ärzte sind angehalten, den Fettblocker erst bei massivem Übergewicht zu verschreiben. Bislang zahlen die Krankenkassen jährlich rund 30 Milliarden Mark für die Folgen des Übergewichts, darunter Kreislauferkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und Infarkte. Offen ist bislang, ob sie die Kosten für Xenical übernehmen.

Die behandlungsbedürftige Fettleibigkeit beginnt bei einem Bodymass- Index von 30. Der Wert errechnet sich nach der Formel: Gewicht durch das Quadrat der Körpergröße in Metern. Als ideal wird ein BMI von 23 angesehen, als gesund die Spanne von 21 bis 25. Den BMI 30 überschreitet man zum Beispiel bei folgenden Werten: 1,70 Meter – 87 Kilo, 1,75 Meter – 92 Kilo, 1,80 Meter – 98 Kilo, 1,85 Meter – 103 Kilo. Wer nicht rechnen mag, dem bietet Roche inzwischen eine Rechenscheibe an, auf dem jeder seine persönlichen Toleranz- und Risikowerte bequem ablesen kann.

Jetzt die schlechte Nachricht: Xenical allein reicht nicht, um Gewicht zu verlieren. Man muß seine Ernährung dauerhaft umstellen und massive Nebenwirkungen in Kauf nehmen. In einer Studie, bei der die begleitende Diät nur empfohlen, nicht aber kontrolliert wurde, nahmen die Placebo-Patienten nicht einmal zwei Prozent Körpergewicht ab, die Xenical-Gruppe mit fünf Prozent nur halb soviel wie die, die unter Aufsicht aß. Als im zweiten Studienjahr die Ernährungsvorschriften gelockert wurden, nahmen alle wieder zu. Bei den Placebo-Patienten legte sich die Hälfte der verlorenen Pfunde wieder auf Bauch und Hüften, bei denen mit Xenical war es immerhin nur ein Viertel.

Einen größeren Effekt als die Einsicht der Übergewichtigen hatten sicher die Nebenwirkungen von Xenical – laut Beipackzettel: Vermehrter Stuhldrang, Blähungen, Abgang öligen Sekrets, öliger Stuhl. Das gilt anfangs für alle. Nach einer Eingewöhnungsphase trifft es nur noch die, die beim Fett nicht aufpassen. Im Klartext: Wer sündigen will, sollte Windeln tragen oder Bratwurst und Torte gleich auf der Toilette essen. Andernfalls wird Xenical ihm Beine machen. Die gleiche Wirkung – ohne Rezept – hat übrigens ein Löffel Rizinusöl nach dem Essen.

Das Kleingedruckte beim Butterfinger

Seit September müssen in Deutschland Lebensmittel, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten, mit einem entsprechenden Hinweis gekennzeichnet sein. Das betrifft vor allem Lebensmittel aus Soja und Mais (Cornflakes, Tofu, Sojamehl). Mit seinem maishaltigen Schokoriegel “Butterfinger” machte das Schweizer Unternehmen Nestlé den Vorreiter. Der Butterfinger wird aus den USA importiert, wo der Mais inzwischen meist per Gentechnik gegen Unkrautvernichtungsmittel immunisiert wird.

Die Abstimmung der Schweizer

Die Schweizer haben am 6. Juni in einer Volksabstimmung mit einer Mehrheit von 66 Prozent gegen die Einschränkung der Gentechnologie gestimmt. “Die” Schweizer? Nur 41 Prozent der Bürger stimmten ab.

KLONEN Homo duplex

Welche Ironie: Ian Wilmut, der 1997 mit Klon-Schaf Dolly die Öffentlichkeit schockte, gilt heute bei den Journalisten des Nachrichtenmagazins Spiegel bereits als “bedächtiger” Wissenschaftler. Denn 1998 hat ein anderer die internationale Bühne betreten: Vorhang auf für Richard Seed.

Der 69jährige US-Forscher – ein gelernter Physiker – schockierte die Öffentlichkeit mit der Nachricht, er wolle möglichst schnell damit beginnen, Menschen zu klonen. “Eine erschreckende Vorstellung”, fand Wilmut. Die Klon-Technologie sei noch mit einem hohen Risiko behaftet – beispielsweise dem von Mißbildungen.

Das schien Seed einzuleuchten. Mitte des Jahres verkündete er, er werde als ersten Menschen sich selbst klonen. Nicht um unsterblich zu werden, sondern ganz uneigennützig: “Meine größte Sorge sind genetische Abnormitäten. Ich sollte das an mir selbst ausschließen, anstatt dieses Risiko auf jemand anderen zu übertragen.”

Angesichts mancher Aussagen Seeds (“In 500 oder 1000 Jahren wird der Mensch eins werden mit Gott”) ist man vielleicht geneigt, seine Pläne als Phantastereien abzutun. Doch er hat lediglich offengelegt, was auch andere vorhaben:

Nur ein paar Wochen, nachdem Seed seinen Plan verkündete, veröffentlichten 31 Laureaten der Internationalen Akademie für Humanismus – darunter Nobelpreisträger Francis Crick, aber auch die Sozialkritikerin und Ärztin Taslima Nasrin aus Bangladesh – eine “Erklärung zur Verteidigung des Klonens”, die dokumentiert, wie selbstverständlich Wissenschaftler über das Kopieren von Tieren und Menschen nachdenken.

Seed selber spricht von mindestens 20 Forschergruppen, die ihm Konkurrenz machen. Der Molekularbiologe Lee Silver erwartet die Geburt des ersten Klon-Babys in fünf Jahren.

Wie sich etwa beim sogenannten Retortenbaby, also der In-vitro-Fertilisation, gezeigt hat, sind Ärzte und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch auf der Suche nach neuen Möglichkeiten schon immer eine mächtige Allianz eingegangen. Bisher wurde alles medizinisch Machbare auch tatsächlich gemacht.

Der Versuch der Republikaner, das Klonen durch den US-Kongreß verbieten zu lassen, ist gescheitert. Umfragen zeigen, daß sich sieben Prozent der Amerikaner klonen lassen würden.

Das letzte Jahr brachte aber nicht nur neue Pläne hervor: Im Juli wurden in Japan zum erstenmal Kälber geboren, die aus ausdifferenzierten Zellen einer erwachsenen Kuh geklont waren. Noch im selben Monat brachten Forscher der Universität von Hawaii in Honolulu 50 Klone von erwachsenen Mäusen zur Welt – darunter übrigens Klone von Klonen. Damit endete auch die Diskussion um die Herkunft von Dolly, die aufgekommen war, weil anfangs niemand die Versuche von Wilmut nachmachen konnte.

Klonen aus erwachsenen Tieren funktioniert, mit einer Einschränkung: Egal ob Maus, Schaf oder Kuh – alle Klone bisher sind weiblich. Vielleicht sollte Richard Seed deshalb noch einmal über sein Vorhaben nachdenken, sich selbst als ersten Menschen klonen zu wollen.

Tierische Apotheke

Gentechnisch veränderte Schafe produzierten erstmals in ihrer Milch große Mengen eines medizinisch nutzbaren Blutgerinnungsfaktors. 50 geklonte Tiere würden den Weltbedarf dieses Mittels decken.

Klonen rettet Pandas und Hunde

Klonen soll den Riesenpanda vor dem Aussterben retten: Diesen Plan chinesischer Wissenschaftler befürworteten in einer bdw-Umfrage 83 Prozent der Teilnehmer. Neuseeländer wollen aus der letzten überlebenden Enderby-Kuh die Ur-Herde klonen und die Rasse so bewahren. Und ein texanisches Ehepaar ist bereit, vier Millionen Mark für mehrere Klone seines Lieblingshundes zu zahlen.

FLOP DES JAHRES War was?

Frankfurter Rundschau, 11. August:

Gen-manipulierte Kartoffeln können das Immunsystem von Ratten schwächen und Wachstumsstörungen hervorrufen. Prof. Arpad Pusztai vom schottischen Rowett-Institut in Aberdeen, der das Experiment leitete, zog daraus den Schluß, daß genmanipulierte Nahrungsmittel rigoroser getestet werden sollten, bevor sie für den Menschen freigegeben werden. Er selbst werde keinesfalls welche essen.

taz, 12. August:

Gentechnisch veränderte Kartoffeln können das menschliche Immunsystem verändern. Dies schließen Forscher des Rowett-Instituts aus einem Laborversuch mit Ratten. Den Kartoffeln waren Gene aus Schneeglöckchen und einer südamerikanischen Bohnenart implantiert worden. Die Produkte dieser Gene sollen die Kartoffeln vor Blattläusen und Fadenwürmern schützen. Bei Ratten, die 110 Tage lang mit diesen Kartoffeln gefüttert worden waren, zeigten sich Störungen von Immunsystem und Wachstum.

FAZ, 12. August:

Daß Ratten die Kartoffeln mit dem Schneeglöckchengift nicht vertrugen, ist nicht überraschend. Die Giftigkeit war bekannt. Daß die Forscher solche Kartoffeln herstellten, hat die Öffentlichkeit empört. Über diese Hysterie sind wiederum die Wissenschaftler empört. Sie meinen, nach bester wissenschaftlicher Tradition gehandelt zu haben. Indem sie aber vorsätzlich als gefährlich bekannte Gene in die Kartoffeln verpflanzten, haben sie das Vertrauen der Menschen in die Glaubwürdigkeit der Gentechniker erschüttert, obwohl diese Laborkartoffeln niemals für den Verzehr zugelassen worden wären.

Süddeutsche Zeitung, 18.August:

An dem Kartoffel-Versuch wird Kritik von Kollegen laut. Pusztai hat die Ergebnisse seiner Experimente nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, sondern sich gleich an das Fernsehen gewandt. Damit hatten andere Forscher keine Möglichkeit, seine Arbeit zu überprüfen. Ein Versuch mit nur fünf Ratten lasse auch keine allgemeingültige Aussage zu. Pusztai wurde inzwischen vom Dienst suspendiert. Das Datenmaterial, das er vorgelegt hatte, weise Ungereimtheiten auf.

Die Zeit, 20. August:

Nun ist also der Professor der Dumme. Arpad Pusztai war bisher ein international angesehener Biologe. Jetzt wird ihm vorgeworfen, er habe die Ergebnisse zweier Experimente miteinander verwechselt.

Süddeutsche Zeitung, 8. September:

Inzwischen stellte sich heraus, daß die Kartoffeln überhaupt nicht gentechnisch verändert worden waren. Der Giftstoff war dem Rattenfutter lediglich beigemengt worden.

Jürgen Nakott / Bernd Müller / Rüdiger Vaas / Klaus Jacob / Thomas Willke / Frank Frick

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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Wissenschaftslexikon

Uran  〈n. 11; unz.; chem. Zeichen: U〉 chem. Element, radioaktives, silberweißes Metall, Ordnungszahl 92 [im 18. Jh. als Uranium … mehr

Bil|dungs|ge|we|be  〈n. 13; unz.〉 pflanzl. Gewebe, in dem Zellteilung u. Neubildung stattfinden; Sy Meristem … mehr

Schul|er|zie|hung  〈f. 20; unz.〉 Erziehung durch die Schule

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