Das nördliche New Mexico ist ein Landstrich der Gegensätze. In den rauhen Bergen um die Stadt Santa Fé leben Wissenschaftler, Pueblo-Indianer, katholische Laien-Brüder und New Age-Anhänger fast ohne Kontakt nebeneinander. Die kulturelle Vielfalt seines Heimatstaates New Mexico lieferte George Johnson, Wissenschaftsredakteur bei der New York Times, den Hintergrund, um die Antworten der modernen Forschung auf die letzten Fragen der Menschheit zusammenzutragen.
Zunächst stellt Johnson die ketzerische Frage, ob es überhaupt Gesetze gibt, die das Universum regieren. Die Muster, die Menschen überall zu erkennen glauben, können ja auch eine Täuschung des Gehirns sein. Von dieser Seite betrachtet, werden Elementarteilchen- und Astrophysik zu künstlichen Denkgebäuden, die lediglich dem Wunsch entspringen, widersprüchliche Beobachtungen zu ordnen.
Nach den Paradoxien der modernen Physik wendet sich Johnson provokanten Ideen zu – zum Beispiel der, daß Information genauso eine physikalische Größe sei wie Masse oder Energie. Oder daß die Evolution durch einen Prozeß namens Selbstorganisation praktisch zwangsläufig komplexe Körperteile wie Augen oder Herzen erfindet.
Was die Lektüre angenehm macht: Wenn der Stoff sehr anspruchsvoll wird, sorgt eine Episode aus einem Pueblo für Entspannung.
George Johnson DENKMUSTER Die Physiker von Los Alamos und die Pueblo-Indianer oder: Das menschliche Streben, die Welt zu erklären Droemer Knaur München 1997 448 S., DM 59,80
Ute Kehse