Das Buch liest sich wie ein Ephraim Kishon: unterhaltsam und amüsant. Wäre mit der “Agenda 2000” nicht das Schicksal der europäischen Zukunft im Lichte der Osterweiterung verbunden, könnte der Leser herzhaft schmunzeln.
Das Objekt der Begierde, die krumme gelbe Frucht, gilt als Synonym für Protektionismus und Interventionismus. Seit dem 1. Juli 1993, dem Inkrafttreten der europäischen Bananenmarktordnung, legt Brüssel fest, wer befugt ist, Bananen in die EU zu importieren und setzt die Bananenpreise fest. Dieses “Bananendiktat” belegte die sogenannten “Dollarbananen” aus Lateinamerika erstmals mit einem Zoll. Nutznießer sind die Bananenbauern in den französischen Überseebesitzungen und auf den spanischen Kanaren. Der daraus resultierende “Bananenkrieg” zwischen der EU und der Welthandelsorganisation (WTO) tobt bis heute.
Grund genug für die Autoren, die Subventionspraxis im gesamten EU-Agrarsektor unter die Lupe zu nehmen. Herausgekommen ist ein Plädoyer für den Wochenmarkt, den ökologischen Landbau und die internationale Umweltstiftung Europäisches Naturerbe (EURONATUR). In elf Kapiteln fächern die Autoren die Palette der europäischen Subventionsbetrugsskandale der letzten Jahre auf: von Alberto, dem Abzocker aus Italien, der als Bürgermeister für eine nie gebaute Kläranlage Gelder kassierte, über illegale Getreidesubventionen für Rußland, bis hin zu subventionsgepäppelten Zuchtkaninchen.
Der Leser erlebt in dem – zugegeben exzellent recherchierten Buch – einen Parforceritt durch den Bürokratendschungel. Unbestritten ist: Die EU-Agrarsubvention gilt als Geburtsfehler der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Bücher, die die EU deshalb zur Bananen-Region abstempeln wollen, erscheinen aber kaum geeignet, die Probleme Europas im 21. Jahrhundert lösen zu helfen.
Volker Angres, Claus-Peter Hutter, Lutz Ribbe BANANEN FÜR BRÜSSEL Von Lobbyisten, Geldvernichtern und Subventionsbetrügern Droemer/Knaur München 1999 318 S., DM 39,90
Volker Angres / Claus-Peter Hutter / Lutz Ribbe