Die Stolberger Firma Grünenthal verkaufte Thalidomid unter dem Handelsnamen Contergan ab 1957 in insgesamt 46 Ländern – darunter Westdeutschland, der Schweiz und Österreich. Es sollte unter anderem gegen Nervosität und Schlafstörungen helfen. Die Wirkungen am Menschen hatte man nur zufällig entdeckt, eine klinische Prüfung vorab gab es nicht. Auch die Tierversuche, damals nur wenige, lieferten keine Hinweise auf Gefahren. Wohl berichteten einige Ärzte bald von Missbildungen bei Neugeborenen. Doch erst am 19. November 1961 überführte der Humangenetiker Widukind Lenz Contergan als Ursache. Ende November 1961 nahm Grünenthal die Substanz vom Markt.
Weltweit kamen an die 10 000 Kinder mit deformierten Armen und Beinen zur Welt, eine unbekannte Zahl starb vor der Geburt. Gut 2700 Betroffene erhalten heute in Deutschland eine Rente und seit 2009 aufgestockte Sonderzahlungen aus einem Fonds, den Bundesregierung und Grünenthal finanzieren. Die Firma stellt die Substanz heute nicht mehr her.