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„Der Erfolg ist unser größtes Problem“

Nachhaltige Forstwirtschaft

„Der Erfolg ist unser größtes Problem“
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mauritius images / Alamy
Der Forest Stewardship Council, kurz FSC, feiert Geburtstag. Seit 20 Jahren gibt es die Non-Profit-Organisation – doch kaum einer kennt sie. Ihr Hauptziel: Wälder wirtschaftlich nutzen, aber nachhaltig. Dass der FSC auch Regenwälder als Nutzwald empfiehlt, bringt ihn allerdings immer öfter in Konflikt mit Umweltschützern. Zu unserer FSC-Reportage in der Oktoberausgabe von natur hier das Interview mit Geschäftsführer Kim Carstensen

Obwohl das FSC-Logo vor allem auf vielen Verpackungen und Papierprodukten steht, kennen immer noch nur wenige den FSC.

Der FSC ist eine kleine Organisation im Vergleich zu vielen seiner Mitglieder wie dem WWF oder Greenpeace. Weniger als 200 Leute arbeiten direkt für den FSC weltweit. Das beschränkt unser Marketing. Aber daran arbeiten wir. Der FSC ist vor allem ein einflussreicher Faktor bei Leuten, die Entscheidungen treffen. Also zum Beispiel bei den Holzeinkäufern in den Baumärkten oder der Möbelindustrie. Wir stoßen Diskussionen an und bringen Menschen unterschiedlicher Gruppierungen zusammen. Darin liegt unsere eigentliche Stärke.

Viele halten den FSC für eine reine Umweltorganisation.

Das sind wir aber nicht. Nachhaltigkeit bedeutet für uns neben dem Erhalt der Natur auch die Berücksichtigung von sozialen und wirtschaftlichen Interessen. Alle Entscheidungen werden bei uns deshalb in einem Dreikammer-System getroffen, in dem Umweltgruppen, soziale Organisationen wie Gewerkschaften oder Repräsentanten indigener Völker und Industrievertreter vertreten sind. Da kann keine Gruppe die andere dominieren, alles wird im Konsens entschieden. Das bedeutet auch, dass unsere Entscheidungen, was wir unter einer verantwortungsbewussten Forstwirtschaft verstehen, stets einen Kompromiss darstellen. Im Grunde sind wir eine „technische Organisation“, die die Standards setzt, die andere vor Ort bei der Holznutzung in den Wäldern und bei der Vermarktung erfüllen müssen.

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Der FSC wurde ursprünglich gegründet, um vor allem einen Anreiz für die Erhaltung der bedrohten Regenwälder zu schaffen. Doch ausgerechnet in den Tropen kommt der FSC nicht voran.

Das stimmt. Nur elf Prozent der FSC-zertifizierten Waldfläche liegt in den Tropen. Aber es ist eben auch schwieriger in Ländern voranzukommen, in denen Armut, schwache staatliche Strukturen und Korruption herrschen. Damit müssen wir lernen umzugehen. Um den FSC in Afrika voranzubringen, haben wir dort erst vor kurzem in mehreren Ländern Büros eingerichtet.

In Deutschland glauben immer noch viele, jede Art von Tropenholz trage zur Zerstörung der Wälder bei.

Wir müssen den Menschen klar machen, dass FSC-zertifiziertes Tropenholz gut für den Regenwald ist. Wenn Holzfirmen in den Tropen verantwortungsbewusst arbeiten, schützt das die Wälder davor, völlig zerstört zu werden. Dass auch Unternehmen mit dem FSC-Siegel ausgezeichnet werden, die in besonders wertvollen, artenreichen Wäldern arbeiten, wird von manchen Umweltschützern kritisiert. Aber gerade der FSC ist der Ort, wo über solche Kontroversen diskutiert werden kann.

Wo wird der FSC in 20 Jahren stehen?

Wenn es uns nicht gelingt, in den boomenden Märkten, in China, Indien oder Brasilien noch mehr Fuß zu fassen, werden wir bedeutungslos. Ich glaube aber, dass wir die FSC-Waldfläche um mehrere hundert Prozent steigern können, wenn wir weiter ein Forum für den Dialog bleiben und Kompromisse finden, ohne unsere Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Die Fragen stellte Thomas Weidenbach.

Kim-Carstensen_onl.jpgZur Person:

Kim Carstensen ist seit einem Jahr Geschäftsführer des FSC International mit Sitz in Bonn. Der gebürtige Däne war zuvor zwölf Jahre lang Generalsekretär des WWF in Dänemark, Berater des dänischen Umweltministers sowie Leiter des weltweiten Klimaprogramms des WWF. Außerdem arbeitete er aktiv in der Entwicklungshilfepolitik und gründete das Beratungsbüro „FairGreenSolutions“.

 

Fotos: mauritius images / Alamy, Forest Stewardship Council A.C.

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epi|zo|isch  〈Adj.; Biol.〉 durch Tiere verbreitet (Bakterien, Samen) [<grch. epi … mehr

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