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Der Irrtum des Herrn Herberger

Allgemein

Der Irrtum des Herrn Herberger

„Der Ball ist rund“, soll der legendäre Fußballbundestrainer Sepp Herberger gesagt haben. Dieser Satz ist mittlerweile sprichwörtlich geworden.

Aber er ist falsch. Denn der Fußball ist keine perfekte Kugel. Er ist aus einzelnen Flecken zusammengesetzt. Wenn allerdings der Ball prall aufgepumpt ist, wölben sich die einzelnen Teile nach außen, und es entsteht ein Ding ohne Ecken und Kanten, das gleichmäßig über den Rasen rollt. Klar: Wenn man viele sehr kleine Teile benutzen würde, könnte man eine sehr runde Form erhalten. Aber wer soll diese vielen Teile zusammennähen? Beim Fußball hat man daher einen Kompromiß zwischen einer möglichst gleichmäßigen Form und einer möglichst geringen Teilzahl gefunden.

Zuerst denkt man unwillkürlich an Sechsecke, die da zusammengenäht sind. Aber Sechsecke allein ergeben keinen Ball. Drei regelmäßige Sechsecke passen perfekt aneinander und bilden eine ebene Fläche. Man muß deshalb noch kleinere Vielecke hinzunehmen, um etwas Dreidimensionales zu bekommen – zum Beispiel Fünfecke. Beim Fußball macht man das so, daß an jeder Ecke zwei Sechsecke und ein Fünfeck aneinanderstoßen. Dadurch erhält man ein erstaunlich rundes Ding. Wenn man nachzählt, stellt sich heraus, daß der Fußball aus 12 Fünfecken und 20 Sechsecken besteht und daß sich keine zwei Fünfecke berühren. Die Mathematiker untersuchen schon sehr lange solche „Körper“, die aus regelmäßigen Vielecken bestehen und so gleichmäßig wie möglich zusammengesetzt sind. Man nennt sie archimedische Körper. Ein weiteres Beispiel eines archimedischen Körpers ist der Tipp-Kick-Ball. Er besteht aus Quadraten und Dreiecken, und er wirkt gar nicht rund. Das soll er auch nicht sein. Denn beim Tischfußball darf der Ball nicht zu gut rollen, weil er sonst bei jedem Schuß außerhalb des Spielfelds landen würde.

Der nicht ganz runde Fußball spielt auch anderswo eine spektakuläre Rolle: So entdeckten die Chemiker Harold W. Kroto von der University of Sussex in England sowie Richard F. Curl und Rick E. Smalley von der Rice University in Texas 1985 bei der Laserverdampfung von Graphit die stabile Kohlenstoffverbindung C60. Dieses Riesenmolekül besteht aus 60 Kohlenstoff-Atomen, die so angeordnet sind, daß sie die 60 Ecken eines winzigen molekularen Fußballs bilden. Dieser Aufbau ist stabil, weil die Kohlenstoff-Atome so ausbalanciert sind, daß die Spannung im annähernd runden Molekül optimal verteilt ist. Die Entdeckung wurde 1996 mit dem Nobelpreis für Chemie belohnt.

Das C60-Molekül gehört zu den sogenannten Fullerenen. Sie wurden nach dem Architekten Buckminster Fuller benannt, der viele Gebäude mit spektakulärer Kuppelform konstruiert hat – etwa den Pavillon der USA auf der Weltausstellung 1967 in Montreal. Die Forscher nannten ihre neuentdeckten Kohlenstoff-Moleküle nach ihm, weil seine Kuppeln den zündenden Funken auslösten.

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