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Der verräterische Fingerzeig

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Der verräterische Fingerzeig

Ich ahne es schon, bevor ich die erste Zeile geschrieben habe: Auf dieses Editorial werde ich viele Leserbriefe bekommen. Denn es handelt von unseren Universitäten, von ihrer Bedeutung für Forschung und Wohlstand im Lande, von ihrer Zukunft und von ihrer Krise.

Bei diesem Thema stehen sich die Beteiligten besonders engagiert gegenüber, seit Jahrzehnten. Sie streiten, reagieren auf jede Nuance, versuchen zu überzeugen, ja zu missionieren. Lösungen sind nicht in Sicht – mißlungene Versuche aber gab es viel zu viele.

Was ist das Problem? Vor allem, daß die Universitäten überfordert sind. Verschiedene Gruppen stellen an die Hochschulen ihre Anforderungen, denen sie allen zugleich gerecht werden sollen. Diese Ansprüche sind subjektiv vielleicht berechtigt, aber sie sind nicht durchsetzungsfähig und nicht alle zugleich erfüllbar:

Da sind zum Beispiel die Professoren. Für sie sind Universitäten zunächst einmal Stätten, wo sie den Rahmen finden, um neues Wissen zu schaffen (Wissenschaft!), wo Freiräume und Privilegien geschützt und andererseits neue Wissenschaftler herangebildet werden – als Auszubildende und Arbeitskräfte im Wissenschaftsbetrieb. Da sind andererseits die Studenten. Sie erwarten vor allem eine gute und effiziente Berufsausbildung, für die Forschung wie für die Wirtschaft. Wissenschaft wird soweit akzeptiert, wie sie der Ausbildung dient. Erwartet werden Führung, Didaktik, Interdisziplinarität und möglichst auch Praxisbezug. Und da sind die Politiker, inklusive der Subspezies Bildungspolitiker, für die Universitäten einerseits einen Machtfaktor darstellen, andererseits ein unverzichtbarer doch gewichtiger Kostenblock.

Warum aber müssen die Hochschulen all das leisten, was man von ihnen verlangt? Wären die unterschiedlichen Aufgaben nicht viel besser auf verschiedene Institutionen verteilt? Wenn der gordische Knoten aus optimaler Ausbildung, Spitzenforschung und Politik schier unlösbar ist, muß man ihn dann nicht zerschlagen? Das mag kein Königsweg sein, aber immerhin ein Ausweg. Vorausgehen muß als erster Schritt: Entpolitisiert die Hochschulen! Gebt ihnen die Freiheit, ihre Angelegenheiten selbst zu entscheiden, sich im Wettbewerb mit privaten Ausbildungsstätten zu messen. In anderen Ländern klappt das hervorragend und kein Begabter scheitert an den Finanzen.

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Dann stellt sich die Frage, wer die Forschung, wer die Lehre übernimmt. Sollten sich die Hochschulen lieber als Ausbildungsstätten sehen oder sollten sie sich lieber auf die Wissenschaft konzentrieren und die Ausbildung Instituten nach dem Vorbild der Fachhochschulen übertragen? Entscheidend aber wird sein, Offenheit zu entwickeln, Flexibilität und Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Nur dann kann Lehre von der Forschung lernen, nur dann wird Ausbildung den Bezug zur Praxis bekommen. Solange sich jede Gruppe nur um ihre Interessen Sorgen macht, sind die Probleme von Ausbildung, Bildung und Forschung nicht zu lösen.

Ach, ich weiß, das wird auch in den Briefen stehen, die ich auf dieses Editorial bekomme. Und jeder Schreiber wird mit dem Finger auf die anderen deuten. Die ersten Briefe sind eigentlich schon angekommen, bevor ich mit Schreiben begonnen habe.

Reiner Korbmann

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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