1992 strich die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von ihrer Liste der international anerkannten Krankheiten. Seitdem hat sich viel getan: Kein ernstzunehmender Wissenschaftler würde die gleichgeschlechtliche Liebe heute noch als geistige oder körperliche Störung bezeichnen. Hartnäckig beharren jedoch extrem konservative und religiöse Kreise darauf, dass Homosexualität behandelt werden müsse. Mit der sogenannten Konversionstherapie versuchen Therapeuten, Seelsorger und Heiler, Homosexuelle in asexuelle oder heterosexuelle Menschen zu verwandeln. Die gleichgeschlechtliche Liebe zählt je nach theoretischer Ausrichtung als Sünde, Krankheit, Persönlichkeits- oder Hormonstörung.
In den USA boomt die sogenannte Ex-Gay-Bewegung: eine religiös motivierte „Umpolungs-Therapie”, die Homosexuellen helfen soll, zu „voll entwickelten” – also heterosexuellen – Menschen zu werden. Die „Aversionstherapie” setzt indes auf Konditionierung. Mit Elektroschocks und Brechmitteln werden die Patienten so lange traktiert, bis sie schon beim bloßen Anblick eines homosexuellen Paares körperliche Qualen leiden.
So mancher Therapeut greift zu noch rüderen Methoden: So berichten lesbische Frauen von sexuellen Übergriffen durch ihre Psychologen. Zu Therapiezwecken sollten die Frauen heterosexuelle Erfahrungen machen. In speziellen Einrichtungen der katholischen Kirche unterziehen sich Homosexuelle einer sogenannten „ Keuschheitstherapie”. Im polnischen Lublin etwa erziehen Geistliche die Menschen zu einem Leben ohne Sex. Solche Behandlungen sind gefährlich und treiben Betroffene im schlimmsten Fall sogar zur Selbsttötung. Dabei ist schon das Wort „Therapie” bedenklich. Es suggeriert fälschlicherweise, dass es sich bei den angewendeten Methoden um wissenschaftliche Verfahren handelt. DR