Ein Buch, mit dem die „Wacker Chemie“ für sich werben will – dennoch gibt es keinen Grund, nicht darüber zu reden. Denn was sich schlicht „Dokumentation“ nennt, ist in Wahrheit ein Stück Kulturgeschichte, durch die man mit staunenden Augen wandert. Der Konzern stellt in diesem schönen Band rund 50 Zeugnisse menschlicher Schöpfungen vor, die der Hilfe durch Chemie bedurften. Dabei wird dem Leser klar, wie gefährdet Kulturdenkmale durch natürliche oder mutwillige Zerstörung sind.
Die „Pieta“ von Michelangelo etwa war durch ein Attentat beschädigt worden. Kunstharzkleber, Kunstmarmor, Silikonkautschuk-Negative und die Kunst der Restauratoren verhalfen der Figur wieder zu Vollständigkeit.
Die rätselhaften Standbilder auf der Osterinsel verfielen durch Feuchtigkeit zu Lehm. Die Spezialisten festigten die „Moais“ durch Imprägnierung.
Am Amtssitz des US-Präsidenten, dem „Capitol“, litt der Sandstein unter Salzen und Feuchtigkeit. Mit einem Silikonanstrich und Festigung des Sandsteins wurde dem Wahrzeichen wieder zu Glanz und Haltbarkeit verholfen.
Mozarts Geburtshaus, die Maya-Tempel in Chichen Itza, die babylonischen Tontafeln in Moskau, die Venus von Milo sind der Stoff für weitere Beispiele. Jedesmal ist ein kulturgeschichtlicher Essay unterschiedlicher Länge und Qualität vorangestellt. Die Texte zur Erhaltungs- und Reproduktionstechnik sind leider vorwiegend für Fachleute geschrieben, das Glossar hilft da nicht weiter.
Doch alles in allem: Großer Gewinn und Genuß für den Betrachter. Die Selbstdarstellung der Firma ist zurückhaltend.
DIE KUNST ZU BEWAHREN Wacker Chemie München 1997 180 S.
Michael Zick