Alice stieg durch den großen Spiegel, der an der Rückwand ihres Zimmers hing. Überrascht stellte sie fest, dass das Glas nicht hart war, sondern wie ein weicher Nebelschleier ihr Gesicht streifte. Hinter dem Spiegel sah die Welt ganz anders aus, als sie sie kannte. Der Boden war ein riesiges Schachbrett, auf dem Schachfiguren, die sie um Haupteslänge überragten, herumsprangen. Sie rannten auf und ab, stolzierten herum oder schlenderten hin und her. „Halt!”, rief plötzlich eine Stimme hinter ihr. „Was willst du in meinem Reich?” Langsam drehte sich Alice um. Vor ihr stand die schwarze Königin und sah sie böse an. „Ich, ich …”, stammelte Alice und wusste nicht, was sie sagen sollte. Neugierig kamen die anderen Figuren näher. „Verschwindet!”, befahl die Königin, und die Figuren verließen eine nach der anderen das Schachbrett. Währenddessen wurde das Brett blasser und blasser und verschwand schließlich völlig, als der letzte Bauer über seinen Rand trat. Alice rieb sich verwundert die Augen. „Wo ist das Schachbrett geblieben?”, fragte sie. „Was bist du doch für ein dummes Kind!”, fuhr die schwarze Königin sie an. „Hast du denn nicht in der Schule gelernt, dass das Weltall von der Materie gemacht wird, die sich darin befindet? Nähme man alles aus dem Weltall heraus, so bliebe kein leeres Weltall, sondern nichts übrig. Genauso ist es auch in unserer Welt. Wir machen die Quadrate des Schachbretts. Wenn wir es verlassen, bleibt kein leeres Brett zurück, sondern – wie du gerade gesehen hast – nichts.” „Aber …”, wollte Alice einwenden. „Schweig und hör mir zu!”, herrschte die schwarze Königin sie an. „Ich werde dir nun zeigen, dass wir durch unsere pure Anwesenheit die Quadrate nicht nur geometrisch, sondern auch arithmetisch erzeugen können.” Sie wandte sich an den Läufer, der neben ihr stand: „Hole meine Untertanen, damit wir den Kreis bilden können.” Der Läufer rannte los, und schon wenige Augenblicke später waren alle Figuren zurück. Sie und auch die schwarze Königin stellten sich nun in einem Kreis auf, in dessen Innerem Alice stand. Alice bemerkte, dass jede Figur eine Zahl auf der Brust trug und fragte die Königin danach. „Wir sind natürlich so nummeriert, wie wir auf dem Schachbrett stehen”, erklärte die Königin herablassend. Der linke schwarze Turm ist die Nummer 1. Nummer 2 ist ein schwarzer Springer und Nummer 3 ein schwarzer Läufer. Ich selbst bin die Nummer 4. Mein Gemahl und die anderen schwarzen Offiziere haben die Nummern 5 bis 8. Die schwarzen Bauern haben die Nummern 9 bis 16 und die weißen Bauern 17 bis 24. Die weißen Offiziere schließlich tragen die Nummern 25 bis 32. Wir haben uns nun so aufgestellt, dass wir Quadrate bilden.” „Das verstehe ich nicht”, sagte Alice. „Schwachkopf!”, schimpfte die Königin. „Addiert man die Nummern von zwei direkt nebeneinander stehenden Figuren, erhält man immer eine Quadratzahl.” Alice begann leise zu schluchzen und bat die Königin, sie nach Hause gehen zu lassen. „ Gut, ich gebe dir eine Chance”, sagte die Königin streng. „ Schließe die Augen, und sage mir, wer mir in diesem Kreis genau gegenüber steht. Antwortest du richtig, kannst du gehen. Ist deine Antwort aber falsch, so lasse ich dich in den Kerker werfen.” Welche Figur musste Alice benennen, um nach Hause zu dürfen?
So machen Sie diesen Monat mit
Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Schicken Sie bitte Ihre Lösung (ausschließlich!) auf einer Postkarte bis zum 30. November 2008 an:
bild der wissenschaft, Kennwort „Cogito 11|08″
Ernst-Mey-Str. 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen
Die Lösung und die Namen der Gewinner werden im Februar-Heft 2009 auf der Leserbrief-Seite veröffentlicht.
Zu gewinnen
Unter den Einsendern der richtigen Lösung werden ein Hauptgewinn und fünf Bücher ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Hauptgewinn ist das Monokular MiniQuick 5 x 10 T* von Zeiss in einer Weichledertasche. Es hat eine fünffache Vergrößerung, ist extrem leicht (23 Gramm), kompakt (nur 11,3 Zentimeter lang), spritzwasserdicht und lässt sich wie ein Füllfederhalter überallhin mitnehmen. Mehr Informationen finden Sie unter: www.zeiss.de. Buchpreis ist „Schimpansenland” von Volker Sommer. Der Professor für Evolutionäre Anthropologie am University College in London ist ein profunder Kenner des Sozialverhaltens von Affen und Menschenaffen. Sommer engagiert sich für den Erhalt einer der letzten großen Wildnisse von Westafrika. Im Nationalpark von Gashaka in Kamerun erforscht er unsere nächsten Verwandten. Sein Buch ist ein spannender Insider- Bericht. Mehr erfahren Sie unter: www.beck.de