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Dienstleister Erde

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Dienstleister Erde
INFOS IM INTERNET: „Arche Noah“ des World Wildlife Fund: http://www.worldlife.org/action Jahresumweltbericht des Worldwatch Institute: http://www.worldwatch.org

New York City stand im letzten Jahr vor einem großen Problem: Das Trinkwasser wurde knapp. Sollte die Zehn-Millionen-Stadt eine neue Kläranlage bauen, um Wasser zurückzugewinnen? Oder sollte sie statt dessen das Wassereinzugsgebiet in den Catskill-Bergen nördlich der Metropole erweitern und schützen? Für beides gab es gute Argumente. Erst eine Kosten-Nutzen-Rechnung brachte die Entscheidung: Landkauf.

Öko-Rechnungen dieser Art zeigen eine neue Weltsicht. Die sanitären Dienste der Natur für saubere Luft, reines Wasser und fruchtbaren Boden wurden bisher als selbstverständlich – und kostenlos – angesehen. Erst seit ihr Preis errechnet wird, rückt ihr wahrer Wert ins Bewußtsein. „Beim Wasser ist die Rechnung noch relativ einfach“, sagte Geoffrey Heal, Ökonom an der Columbia University, auf der letzten Jahrestagung der Amerikanischen Vereinigung zur Förderung der Wissenschaften (AAAS). Er war es auch, der Klarheit in New Yorks Dilemma schaffte: Die Kosten einer neuen Kläranlage hätten sich auf fünf Milliarden Dollar belaufen. Doch für rund ein Fünftel dieser Summe erreicht die Metropole nun etwa genausoviel für ihre Trinkwasserversorgung, indem sie das Einzugsgebiet im Hinterland vergrößert und dort die Verschmutzung bremst.

Relativ einfach läßt sich auch der Wert von direkten Naturprodukten errechnen – von Fasern, Fisch und Futter bis zu Pharmaka. Schwieriger ist die Aufrechnung von diffusen Leistungen, beispielsweise von

Luftreinigung, Bodenbildung und -aufbereitung, Bestäubung von Nutzpflanzen und Schädlingskontrolle, Erosions- und Überschwemmungskontrolle.

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„Dahinter steckt eine lange Liste von oft miteinander vernetzten Leistungen“, erläutert die Ökologin Dr. Gretchen Daily von der Stanford University. Die lebenswichtige Rolle der „Naturdienste“ werde deutlich, wenn man sich vorstelle, was hypothetische Mond-Kolonisten alles mitnehmen müßten.

Aber schon auf der Erde ist es schwierig genug, eine funktionsfähige Biosphäre nachzuahmen. Das haben die Teilnehmer des Projekts „Biosphere 2“ deutlich zu spüren bekommen, als ihr abgeschlossener künstlicher Lebensraum entgleiste und das Vorhaben schließlich scheiterte.

Gretchen Daily und ihr Kollege Paul Ehrlich haben eine Gruppe von etwa 30 Natur- und Sozialwissenschaftlern zusammengebracht, um erstmals den Versuch einer umfassenden wirtschaftlichen Analyse zu unternehmen. Die Ökologin stellte daraus ein Buch zusammen („Nature’s Services, Societal Dependence on Natural Ecosystems“, Island Press, 1997). Ehrlich schätzt darin, daß die Naturdienste Billionen Dollar wert sind. Wie viele genau, darüber streiten sich die Forscher.

Robert Costanza, Ökologe an der University of Maryland, bezifferte im Fachblatt „Nature“ den jährlichen Dienstleistungswert der globalen Ökosysteme mit 33 Billionen Dollar. Das hält der renommierte Ökologe David Pimentel von der Cornell University für zu hoch. Nach seiner Rechnung, die im Fachblatt „BioScience“ erscheinen wird, liegt das jährliche „Brutto- naturprodukt“ eher bei 3 Billionen Dollar.

Auch Heal glaubt nicht, daß der Gesamtwert höher sein kann als das gesamte, mit 18 Billionen Dollar bezifferte Bruttosozialprodukt weltweit. Wichtiger als der Gesamtwert sei es, betont der Wirtschaftswissenschaftler, die Öko-Dienste bei Subventionen und Steuern zu berücksichtigen. Gesparte Kosten können gewinnbringend verteilt werden, etwa in Form von Öko-Aktien. New York hat das vorexerziert: Das Wasserwerk der Stadt finanzierte den Kauf von mehr als 5000 Hektar Land sowie die Modernisierung von 13 Kläranlagen im Catskill-Einzugsgebiet mit einer Öko-Anleihe von einer Milliarde Dollar.

Paul Ehrlich

Der Biologie-Professor der Stanford University ist seit langem ein Anwalt für Umweltschutz und Geburtenkontrolle (bild der wissenschaft 9/1995, Szene USA, „Die Öko-Wette“). Mit populär- wissenschaftlichen Büchern appelliert er an das Gewissen der Öffentlichkeit. Seine bekanntesten Werke sind „The Population Bomb“ (1968) und „The Population Explosion“ (1990).

33 Billionen Dollar seien die „Naturdienste“ des Planeten Erde wert, listete der Ökologe Robert Costanza im Fachblatt „Nature“ vom 15. Mai 1997 auf (alle Angaben in Billionen Dollar):

Küstengewässer 12,6 Meere 8,4 Feuchtgebiete 4,9 Tropenwälder 3,8 Seen, Flüsse 1,7 sonstige Wälder 0,9 Weiden, Steppen 0,9 Agrarland 0,1

Öko-Aktien

und -Anleihen finanzieren den Erhalt oder die Förderung von Naturdiensten. So lassen sich aus dem Aufkauf oder der Restaurierung von Feuchtgebieten Gewinne errechnen, die durch die Vermeidung kostspieliger Überschwemmungen anfallen.

Infos im Internet „Arche Noah“ des World Wildlife Fund: http://www.worldwildlife.org/action

Jahresumweltbericht des Worldwatch Institute: http://www.worldwatch.org

Bruni Kobbe

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