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Digitale Spielereien

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Digitale Spielereien
Filmen ist in. Vor allem digitale Videokameras sind gefragte Begleiter auf Reisen und in der Freizeit. Neue Technologien versprechen noch kompaktere Geräte und eine bessere Qualität von Film- und Fotoaufnahmen.

Die Hochzeit eines alten Schulfreundes, der Geburtstag von Tante Irmgard, die Einschulung des Töchterchens – noch vor wenigen Jahren wurde staunend bewundert, wer solche festlichen Anlässe auf Video festhalten konnte. Doch das hat sich inzwischen geändert: Kompakte Videokameras, kurz Camcorder, erobern die Herzen von immer mehr Hobbyfilmern. Bei vielen Deutschen stehen sie auf dem Wunschzettel für elektronische Geräte ganz weit oben. So wollen sich hierzulande laut einer Studie der Marktforscher von TDW Intermedia in Offenburg fast vier Millionen Haushalte in den kommenden zwei Jahren einen Camcorder neu zulegen. Zu verdanken ist dieser Vormarsch der einst exquisiten Exoten vor allem dem Trend zu digitalen Geräten. Sie sind nicht nur kleiner, leichter und handlicher als die herkömmlichen, oft recht klobigen analogen Kameras – sie nehmen zudem Bild und Ton in einer deutlich besseren Qualität auf. Weitere Pluspunkte: Mit einem digitalen Camcorder gedrehte Filmchen lassen sich beliebig oft kopieren, ohne dass ihre Qualität darunter leidet. Man kann die digitalen Videos außerdem einfach und ohne teures Spezial-Equipment selbst am Rechner nachbearbeiten, schneiden und mit Spezialeffekten aufpeppen. Die Anforderungen an die Hardware des PC oder Mac dafür sind nicht allzu hoch, und passable Videoschnitt-Programme – wie DV.go von Fast oder Studio 7 von Pinnacle – gibt es für rund 100 Euro zu kaufen. Für viele Film- und Fotofans interessant ist die Möglichkeit, neben Videos auch digitale Schnappschüsse wie mit einer Fotokamera einzufangen. Fast alle neueren digitalen Camcorder bieten diese Funktion. Meist werden die Bilder auf einer separaten Speicherkarte (SD-Karte, Multimedia-Karte oder Memory Stick) abgelegt. Mit der Qualität von Aufnahmen digitaler Fotokameras können sich Bilder aus einem Camcorder allerdings noch nicht messen. Denn während viele Digicams mittlerweile eine Auflösung von mehreren Megapixeln bieten, ist bei Videokameras derzeit bei 1,5 Megapixeln das Ende der Fahnenstange erreicht. Um die Fotos etwa im 9-mal-13-Format auszudrucken, auf einer Homepage im Internet zu präsentieren oder per E-Mail zu verschicken, reicht diese Auflösung aber allemal aus. Eher eine nette Spielerei sind digitale Effekte, die Camcorder in mehr oder weniger großer Vielfalt anbieten. Sie reichen von Schwarz-Weiß- oder Negativ-Aufnahmen über ein den Bildern aufgeprägtes nostalgisches oder futuristisches Flair bis zum Ein- und Ausblenden in verschiedenen Varianten. Das technische Prinzip eines digitalen Camcorders ist recht einfach: Eine Linse fokussiert das Bild auf einen lichtempfindlichen Mikrochip, der aus mehreren hunderttausend so genannten CCD-Sensoren besteht. Der CCD-Chip verwandelt das Licht in ein digitales elektronisches Signal, das auf einem Datenträger gespeichert wird. Wie bei analogen Geräten, besteht dieser auch bei den meisten digitalen Camcordern aus einem magnetisierbaren Band, auf das die Daten geschrieben werden. Bis vor kurzem existierten nur zwei verschiedene Speicherformate für das digitale Filmen: MiniDV und Digital8. Die MiniDV-Bandkassetten bestechen vor allem durch ihre winzigen Abmessungen: Sie sind kaum größer als eine Streichholzschachtel. Die von Sony entwickelten Digital8-Bänder sind etwas größer, haben aber den Vorteil, dass die dafür tauglichen Camcorder auch analog bespielte Bänder im 8-Millimeter-Format abspielen können. In Sachen Qualität schenken sich MiniDV- und Digital8-Format nichts: Bild und Ton werden mit derselben Technik aufgezeichnet und erreichen eine vergleichbare Güte. Seit einigen Monaten haben MiniDV- und Digital8-Format Konkurrenz bekommen. So bietet Hitachi mehrere Camcorder an, die die digitalen Daten per Laserstrahl auf eine DVD schreiben. Während die im letzten Herbst vorgestellte DZ-MV 100E DV mit DVD-RAM-Scheiben arbeitete, die sich nur auf wenigen DVD-Rekordern abspielen lassen, verwenden drei neue Hitachi-Modelle die vielseitiger einsetzbaren DVD-R als Speichermedium. Ein Vorteil der DVD-Speichertechnik: Ein Umspulen des Bandes zum Aufnehmen und Abspielen ist nicht mehr nötig – neue Aufnahmen werden stets automatisch auf noch unbespielten Sektoren der DVD eingefügt. Konkurrent Sony geht ebenfalls neue Wege, bleibt allerdings beim Prinzip der magnetischen Speicherung auf Band. Im August letzten Jahres stellte der japanische Elektronikriese mit der MicroMV ein Bandformat vor, bei dem die Kassetten kaum größer sind als eine Briefmarke. Der Trick hinter der Miniaturisierung: Der Speicherwinzling legt die Videos im MPEG 2-Format ab, mit dem sich die Daten weitaus dichter packen lassen als bei dem bislang genutzten DV-Datenformat. Mit kleineren Speichermedien können auch die Kameras noch kompakter werden. So ist die DCR-IP7 von Sony – eines der ersten Geräte, das auf MicroMV-Bändern aufzeichnet – der derzeit kleinste Camcorder auf dem Markt. Er hat etwa die Maße einer Zigarettenschachtel – bei einem Gewicht von lediglich gut 300 Gramm. Noch etwas anderes zeichnet den Kamerazwerg von Sony und seinen ab Juni lieferbaren größeren Bruder DCR-IP55 aus: Beide Camcorder verfügen über eine Bluetooth-Schnittstelle. Über diese lassen sich zum Beispiel Stehbilder per Funk an einen Bluetooth tauglichen Drucker übertragen, durch Funkkontakt mit einem Handy mit Bluetooth-Funktion und Zugang zum Internet können Bilder oder Videos direkt aus der Kamera per E-Mail verschickt werden. Ein Adapter mit Bluetooth-Empfänger eröffnet den Zugang zum Web auch über das Festnetz. So kann man mit den Sony-Camcordern im Internet surfen und umgekehrt die Kameras als Webcams benutzen. Auch andere Hersteller setzen für die Zukunft auf die Bluetooth-Technik zur drahtlosen Übertragung von digitalen Bildern und Videos. Neues gibt es auch bei der Technik der CCD-Chips. Da die heute verwendeten CCD-Sensoren lediglich Unterschiede in der Helligkeit des Lichts bei bestimmten Wellenlängen erkennen können, sind bislang verschiedene Sensoren erforderlich, die die roten, grünen und blauen Farbanteile des einfallenden Lichts separat registrieren. Um die gefilmten Motive farbig wiederzugeben, werden die Aufnahmen in den drei Grundfarben elektronisch zusammengemischt (bild der wissenschaft 12/2001, „So kommt Farbe ins digitale Bild”). Das US-Unternehmen Fovea präsentierte dagegen vor kurzem einen CCD-Chip, bei dem jeder Bildpunkt alle Lichtfarben gleichzeitig detektieren kann. Das Prinzip: Der lichtempfindliche Mikrochip besteht aus mehreren übereinander liegenden Schichten unterschiedlicher Materialien, die für verschiedene spektrale Anteile des Lichts empfindlich sind. Ein elektronisches Mischen der Lichtfarben ist nicht mehr nötig. Mit dieser Technologie, verspricht Fovea, lässt sich die Bildqualität digitaler Aufnahmen deutlich verbessern. Eine erste Digitalkamera, die mit dem neuen CCD-Chip arbeitet, soll in diesen Wochen in den Handel kommen: die Sigma SD9 zum Preis von rund 3000 Dollar. Bis auch Camcorder und digitale Fotokameras der mittleren und unteren Preisklasse auf diese Technologie bauen, dürften wohl noch einige Jahre vergehen. Was Camcorder können Kamera-Kauderwelsch Die Vielzahl der technischen Daten und Funktionen bereitet vielen Hobbyfilmern bei der Entscheidung für einen Camcorder Kopfzerbrechen. Hier ein paar kurze Erläuterungen der wichtigsten Begriffe: CCD-Bildwandler: Die meisten Camcorder besitzen nur einen CCD-Chip, dessen Bildpunkte (Pixel) für unterschiedliche Farbanteile des Lichts empfindlich sind. In einigen Kameras der gehobenen Preisklasse stecken dagegen drei Chips: jeweils einer für die drei Grundfarben Rot, Grün und Blau. Auflösung: Die Zahl der Pixel auf dem CCD-Chip bestimmt die Auflösung der Kamera. Weit verbreitet sind derzeit Geräte mit 800000 Pixeln, Camcorder mit einer besonders hohen Bildauflösung haben bis zu 1,5 Millionen Pixel. Pixel-Shift: Bei 3-CCD-Chip-Geräten mit dieser Technologie ist der Chip für grünes Licht gegenüber den anderen Chips etwas versetzt angebracht. Das vergrößert die Auffangfläche für das Licht und erlaubt schärfere Bilder. Minimale Beleuchtungsstärke: Diese gibt an, wie viel Licht für Aufnahmen mindestens benötigt wird. Je niedriger der angegebene Wert, desto lichtempfindlicher ist die Kamera. Der Wert liegt meist zwischen 2 und 7 Lux, Camcorder mit Night-Shot-Funktion kommen sogar mit 0 Lux aus. Rauschabstand: Geräte mit niedrigem Rauschabstand liefern bei schlechten Lichtverhältnissen körnige Bilder. Der Rauschabstand sollte deshalb so groß wie möglich sein. Progressive Scan: Diese Funktion erlaubt schärfere Einzelbilder aus einem Video heraus. Camcorder mit herkömmlicher Aufnahmetechnik nehmen pro Sekunde 50 halbe Bilder auf, die erst beim Abspielen des Videos zusammengefügt werden. Die Folge: Einzelfotos wirken verschwommen. Kameras mit Progressive-Scan-Funktion nehmen 25 volle Bilder pro Sekunde auf. Zoom: Es wird zwischen optischem und digitalem Zoom unterschieden. Beim optischen Zoom (meist zwischen 10facher und 25facher Vergrößerung) wird die Brennweite durch das Objektiv bestimmt. Die Auflösung ändert sich beim Zoomen nicht, und die Bildqualität wird somit nicht beeinträchtigt. Beim digitalen Zoomen dagegen schneidet die Kamera einen bestimmten Bildausschnitt elektronisch heraus und vergrößert ihn. Dadurch werden weniger Bildpunkte genutzt. Das Resultat sind, je nach Vergrößerung, mehr oder weniger grobkörnige Aufnahmen. Anschlüsse: Ein digitaler Ausgang (DV, FireWire, IEEE-1394, i.Link) ist bei digitalen Camcordern Standard. Er dient dazu, die Videos an einen Rechner zu übertragen, etwa zum Nachbearbeiten mit einem Videocut-Programm. Nur bei wenigen Camcordern lassen sich jedoch die bearbeiteten Aufnahmen über die Digitalbuchse wieder zurück zur Kamera senden. Man kann aber bei den meisten Kameras den digitalen Eingang mit Hilfe einer speziellen Software nachträglich frei schalten. Besitzt eine Kamera einen analogen Eingang, so lassen sich über ihn analoge Aufnahmen etwa von einem Videorekorder auf den Camcorder überspielen und digitalisieren. Ein USB-Anschluss erlaubt es zum Beispiel, digitale Fotos von einer Speicherkarte direkt an den PC zu übertragen. Long play/Short play: Im Long Play-Modus läuft das Band beim Schreiben der Bildaten langsamer als im herkömmlichen Short Play-Modus. So lässt sich die Aufnahmelänge des Bandes um 50 Prozent verlängern. Die Qualität der Aufnahmen leidet nicht darunter, aber das Band wird anfälliger für Fehler. Einige Camcorder bieten zudem einen Extended Long Play-Modus, der die Daten komprimiert und eine noch längere Aufnahmedauer ermöglicht. Bildstabilisierung: Sie verhindert, dass die Aufnahmen durch eine zittrige Hand verwackelt werden. Eine technische Variante arbeitet dabei rein elektronisch: Beschleunigungssensoren registrieren unerwünschte Bewegungen des Camcorders und gleichen sie aus, indem sie das Bild in entgegengesetzter Richtung auf der Fläche des CCD-Chips bewegen. Optische Bildstabilisatoren hingegen kompensieren das Zittern, indem sie die Motive im Objektiv durch eine spezielle bewegliche Linse oder ein Prisma in der Gegenrichtung zur Wackelbewegung umlenken.

Ralf Butscher

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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