Digitaler Schiedsrichter

Schiedsrichter beim Fussball haben es nicht leicht: Lob gibt es selten, dafür oft wüste Beschimpfungen von Spielern, Fans und der Boulevardpresse bei Fehlentscheidungen. Dabei verlangt der Job von den Männern in Schwarz Höchstleistungen. Sie müssen auch bei schnellen Spielszenen und Ballgeschwindigkeiten von über 100 Kilometern pro Stunde den Überblick behalten. Ein neues System zur Positionsbestimmung soll sie in Zukunft bei ihrer Arbeit unterstützen. Ball und Spieler werden dabei mit einem kleinen Sender ausgestattet. Insgesamt vier Empfänger in den Ecken des Spielfelds nehmen das Signal auf und leiten es an einen Computer weiter. Dort wird die Position berechnet, und die Ergebnisse werden per Funk auf ein Display im Armband des Schiedsrichters übertragen. In Spielsituationen, bei denen die Position des Balls oder Spielers wichtig sind – wie Tor, Abseits oder Aus – sollen so Fehlentscheidungen ausgeschlossen werden. Entwickelt wird das System von Ingenieuren des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen in Erlangen. Probleme macht derzeit noch die Miniaturisierung der Sender, die kaum größer als Scheckkarten werden sollen. Auch der Sender im Inneren des Fußballs bereitet den Entwicklern noch Kopfzerbrechen: Er muss selbst bei extremen Beschleunigungskräften, die bei einem kräftigen Tritt gegen das Leder das 800fache der Erdbeschleunigung erreichen können, zuverlässig arbeiten. Die ersten Tests waren erfolgreich – und so könnte das System vielleicht schon ab der Bundesligasaison 2004/2005 im Einsatz sein.

Ralf Butscher