„Saiga-Antilopen sind bereits ohne derartige Katastrophen stark bedroht. Ein Massensterben dieses Ausmaßes bedeutet einen dramatischen Rückschlag für die Schutzbemühungen zum Erhalt dieser Art“, sagt Thomas Tennhardt vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Die Naturschutzorganisation setzt sich bereits seit vielen Jahren für den Schutz der markanten Steppentiere ein.
Das betroffene Gebiet befindet sich in der Steppe Zentralkasachstans in der sogenannten Koustanay-Region. Mitte Mai setzte hier das Sterben ein, seither müssen die Opferzahlen täglich nach oben korrigiert werden, berichten kasachische Behörden. Die Symptome der Tiere sind Schaum vor dem Mund und Durchfall. Vor allem Weibchen und ihre Kälber scheinen betroffen zu sein. Es handelt es sich um ein Phänomen, das offenbar immer mal wieder die Saigas heimsucht: 1984 starben etwa 100.000 Tiere auf diese Weise, 1988 waren es sogar 634.000 und im Mai 2010 starben erneut 12.000.
Ursachenforschung ist angesagt
Die Gründe sind bisher nicht abschließend geklärt: Krankheitserreger, die Vegetation sowie klimatische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen. Bei Untersuchungen wurde der Erreger Pasteurella festgestellt. Er ist allerdings natürlicherweise in der Saiga-Population präsent. Möglicherweise kommt es zum Erkrankungsausbruch wenn andere Stressfaktoren hinzukommen. „Die Steppe ist im Wandel, da viele Äcker brach liegen und dadurch bestimmte Frühjahrsblüher stellenweise massenhaft auftreten. In Kombination mit starken Regenfällen kann es dann unter anderem zu Vergiftungen kommen“, erklärt Saiga-Experte Til Dieterich vom NABU. Er hofft, dass die beteiligten Wissenschaftler und Organisationen nun möglichst schnell herausfinden, was genau das Massensterben verursacht.
Herber Rückschlag für den Schutz der Rüsselnasen
In den neunziger Jahren streiften noch mehr als eine Million der Antilopen mit den charakteristischen Rüsselnasen durch die Steppen. Dann kam der scharfe Einbruch auf nur noch etwa 40.000 Tiere. Der Grund dafür war nicht nur das mysteriöse Massensterben, sondern auch die massive Wilderei, betont der NABU. Die traditionelle chinesische Medizin wird den Tieren zum Verhängnis: Die Hörner der Saiga-Männchen haben angeblich heilsame Wirkung. Doch Schutzaktionen und Handelsverbote zeigten Wirkung: Die Saiga-Bestäde konnten sich in den letzten Jahren wieder auf auf etwa 260.000 Tiere stabilisieren. Doch dieser Trend ist nun offenbar mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen „Die Zahlen müssen nun wieder dramatisch nach unten korrigiert werden“, so Dieterich.
Quelle: NABU