19 von 20 Deutschen glauben, dass Fracking das Grundwasser verseuchen kann. Ist diese Angst berechtigt, Herr Professor Kümpel?
Es handelt sich um ein großes Missverständnis. Denn Grundwasser kommt nur in geringen Tiefen vor, in Norddeutschland in bis zu wenigen Hundert Metern. Hydraulisches Fracking wird aber in deutlich mehr als 1000 Meter Tiefe durchgeführt. Das Wasser dort unten ist kein Süßwasser, sondern hat einen enormen Salzgehalt. Der kann schon in 1200 Meter Tiefe 20 Prozent betragen, ist also viel höher als in Meerwasser.
Aber kann das mit Chemikalien versetzte Wasser, das beim Fracken verwendet wird, nicht in die Trinkwasser führende Schicht aufsteigen?
Das ist absolut auszuschließen. Denn erstens liegen undurchlässige Gesteinsschichten über den gasführenden, sonst wäre das Gas längst weg. Zweitens ist die Dichte des versalzenen Tiefenwassers viel zu hoch, als dass es aufsteigen könnte – falls es überhaupt Wasser dort gibt. Schiefergestein ist nahezu trocken.
Und was passiert, wenn das Bohrloch selbst nicht dicht ist?
Wenn nach heutigem Stand der Technik gearbeitet wird, ist das mit sehr hoher Sicherheit auszuschließen.
Aber bei der Förderung – etwa aus Sandstein – wird doch Lagerstättenwasser an die Erdoberfläche gespült?
Das sollte wegen des hohen Salzgehalts keinesfalls in die Umwelt gelangen. Das Wasser muss aufgefangen werden, und man sollte es in eine ausgeförderte Lagerstätte pumpen. Zudem muss der Bohrplatz so gut betoniert sein, dass bei einem Unfall eventuell austretendes Wasser nicht im Boden versickern kann.
Also geht vom Fracking wirklich keine Gefahr für unser Trinkwasser aus?
Alle Studien kommen zu demselben Schluss: Aus geowissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Grund, Fracking zu verbieten.