„Wenn im Norden Kenias alles zu Staub zerfällt und Rinder nichts weiter sind als ein lederner Sack voller Knochen, kommt ein Kamel aus dem Busch, völlig gesund, und gibt Milch.“ Kamele sind für Mario Younan (41) ein Wunder der Wüste. Der Gastdozent vom Deutschen Akademischen Auslandsdienst arbeitet an der Fakultät für Tierforschung der Egerton Universität in Kenia. Sein Ziel: Die Gesundheitsvorsorge bei Kamelen auf den Stand der Rinderzucht zu bringen. Auf sein Forschungsthema kam Younan, als ihm ein Somali sagte, daß viele seiner Kamele an Euterentzündungen litten. Seither fährt der Forscher von Herde zu Herde, melkt die Tiere und untersucht die Milch. In Trockenzeiten sind Kamele sehr sinnvolle Nutztiere, sie überweiden den Boden nicht, geben aber dennoch zwei Jahre lang Milch und kalben sogar. Rinder dagegen fressen in dieser Zeit alle Triebe ohne Nutzen für den Menschen. „Das ist ein großer Mangel für Völker, die wie die Massai die Hälfte ihres Proteinbedarfs über Milch decken“, sagt Younan. Deswegen möchte Mario Younan auch bei ihnen Kamele einführen. „Es ist eine Vision“, gibt er zu, „denn für die Massai sind Rinder Angehörige ihres Volkes. Doch es gibt Fortschritte: Der reichste Häuptling besitzt bereits 90 Kamele und verkauft nun die Milch. „Abnehmer hat er allerdings nur in Dürreperioden, wenn es keine Kuhmilch mehr gibt.“ Dabei schmeckt Kamelmilch eigentlich wie die von Kühen, findet Younan, „na ja, ein bißchen salziger vielleicht“.
Mario Younan / Robert Thielicke