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Ein Hoch den Carlsons, Engelbarts und Higinbothams

Allgemein

Ein Hoch den Carlsons, Engelbarts und Higinbothams

Kennen Sie den? Nein, keinen Witz, sondern einen Mann namens Chester F. Carlson. Ich muß gestehen, mir war er unbekannt, bis ich vor kurzem über ihn in einer Zeitung las. Dabei hat Chester Carlson ein neues Zeitalter der Demokratie begründet: die Wissens-Demokratie. Vor 60 Jahren erfand er das Fotokopieren.

Kleine Ursache, große Wirkung. Eigentlich war es Carlson nur leid, bei einer Elektronikfirma stumpfsinnig fremde Patentschriften abschreiben zu müssen. Er tüftelte so lange mit Schwefel und Baumwolltüchern, bis er Dokumente kopieren konnte. Was wären wir heute ohne Fotokopien? In Betrieben haben sie eine Revolution des Wissens ausgelöst. Nicht nur maximal fünf Kollegen und Abteilungen, beliebig viele können gleichzeitig auf den gleichen Informationsstand gebracht werden. Großunternehmen mit Delegation von Verantwortung und flachen Hierarchien wären undenkbar ohne Chester Carlsons Erfindung.

Es sind keineswegs nur die Gutenbergs oder Daimlers, die unsere Welt verändern. Es sind auch Menschen wie Chester Carlson, der eigentlich nur ein Detailproblem lösen wollte, damit aber eine Entwicklung anstieß, die niemand vorausahnte. Oder hätten Sie das Douglas C. Engelbart zugetraut? Ohne ihn könnten wir unsere Computer nicht mehr bedienen – er erfand vor 30 Jahren die Computer-Maus. Und sicher kennen unsere Kinder auch nicht Bill Higinbotham, auf den wohl das neue Zeitalter der virtuellen Medien, des Infotainment und der Multimedia- Kultur aufbauen wird – er erfand vor 40 Jahren das erste Computerspiel.

Es geht um stille Heldentaten. Um Schlüsseltechnologien, durch die Technik überhaupt erst zur Zivilisation wird, weil sie dem Menschen erlauben, damit menschengerecht umzugehen und sich so neue Spielräume zu eröffnen. Dazu gehören Erfindungen wie der Kühlschrank ebenso wie die Verkehrsampel, die Büroklammer, die Glühbirne oder der Kugelschreiber. Genaugenommen sind dies keineswegs nur technische Errungenschaften, sondern Kulturwerke, in ihrer Bedeutung durchaus vergleichbar mit einer Symphonie Mozarts oder einem Gemälde Picassos. Entscheidend ist die Frage: Was wäre unsere Welt ohne sie?

Technik und Forschung als Teil unserer Kultur – ein Aspekt, der in der Diskussion um Anwendungsorientierung viel zu wenig beachtet wird. Sicher meint Bundespräsident Herzog aber auch dies, wenn er mit seinem gerade verliehenen Deutschen Zukunftspreis darauf hinweist, wie notwendig ein Klima der Offenheit im Lande ist – offen für Neues, für neue Möglichkeiten des Denkens wie des Handelns. Dies ist der Grund, weshalb bild der wissenschaft den Zukunftspreis durch zwei große Präsentationen der Kandidaten in Bonn und in München aktiv unterstützt (dazu demnächst mehr in unserer Zeitschrift).

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Solche Auszeichnungen haben die Kraft, die Carlsons, Engelbarts und Higinbothams von morgen aus den Niederungen der Erfolglosigkeit herauszuholen, das Suchen von Problemlösungen anzuregen, das Denken nach vorn zu richten. Wie notwendig das ist, zeigen Arbeitswissenschaftler, die Gesundheitsschäden durch die Betätigung der Computer-Maus aufspüren. Als wäre es nicht sinnvoller, nach Alternativen zu suchen, die eines Tages ebenso selbstverständlich sind wie heute Fotokopien! Jutta Limbach, die Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts, hat es auf den Punkt gebracht, als sie von der FAZ befragt wurde, was sie in der Technik besonders beeindrucke. „Der Reißverschluß“, sprach sie. Das war’s.

Reiner Korbmann

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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