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Eine Welt – ein Kontinent

Allgemein

Eine Welt – ein Kontinent
Alle Erdteile werden in 250 Millionen Jahren zu einer einzigen Landmasse verschmolzen sein. Das sagt ein amerikanischer Paläogeograph voraus.

Die Welt wird sehr übersichtlich, wenn Christopher Scotese von der University of Texas in Arlington recht behält. In dem Szenario, das er entworfen hat, wird der Pazifische Ozean fast die halbe Erde bedecken. Nord- und Südamerika, Afrika, Europa und Asien sind zu einem einzigen Superkontinent zusammengewachsen. Die Strecke zwischen Peking und Buenos Aires ist auf die Hälfte geschrumpft. Die USA und Staaten wie Nigeria oder die Elfenbeinküste werden direkt aneinanderangrenzen. Doch die neue Welt läßt auf sich warten – rund 250 Millionen Jahre lang, meint Scotese. Eigentlich ist der Paläogeograph Experte für die Vergangenheit: Er erforscht, wie sich das Antlitz der Erde im Laufe ihrer Geschichte geändert hat. Mit Hilfe eines selbstgeschriebenen Computerprogramms zeichnet er Karten von der Entwicklung der Meere und Kontinente. Angetrieben durch gewaltige Materieströme im Erdinneren, haben sich die 50 bis 100 Kilometer dicken sogenannten tektonischen Platten, aus denen die starre äußere Schicht unseres Planeten besteht, ständig gegeneinander verschoben. Dafür gibt es eine Reihe von Beweisen: Die Ausrichtung magnetischer Minerale in Basalt etwa zeigt, daß das Magma einst auf einer anderen geographischen Breite ausgeflossen ist, und Fossilien verraten, daß ihre Fundstellen einmal in anderen Klimazonen gelegen haben.

Wie genau die Verschiebungen der Platten vor sich gingen, darüber gibt es allerdings viele verschiedene Modelle, und die Wissenschaftler diskutieren heftig darüber, welches das Richtige ist. Je weiter die Geologen in die 4,5 Milliarden Jahre alte Erdgeschichte zurückschauen, um so unschärfer wird ihr Blick. Fest steht: Bis vor 180 Millionen Jahren existierte ein Megakontinent – Pangäa. Als er auseinanderbrach, entstanden die heutigen Kontinente, die sich allmählich bis in ihre aktuelle Lage verschoben. Viele Wissenschaftler sind überzeugt, daß es auch schon vor Pangäa Superkontinente gab. Gegenwärtig wandern Amerika und Europa jedes Jahr einige Zentimeter weiter auseinander – was sich mit Hilfe von Satelliten genau beobachten läßt. Dabei entsteht an einer Gebirgskette, die längs durch den Atlantik verläuft – dem Mittelatlantischen Rücken – ständig neue Erdkruste, die sich zur Seite schiebt und den Ozean vergrößert. „ Es ist anzunehmen, daß die gegenwärtige Bewegung der Kontinente in den nächsten 50 Millionen Jahren so weitergeht“, sagt etwa der Geophysiker Prof. Gerhard Jentzsch von der Universität Jena. Das vermutet auch Scotese. Doch für die fernere Zukunft prognostiziert er im Atlantik vor der Küste von Nord- und Südamerika die Bildung einer sogenannten Subduktionszone, wo der Meeresboden tief ins Erdinnere abtaucht. Den Anfang davon sieht Scotese bereits heute im Westen des Atlantischen Ozeans: Dort gibt es zwei kleine Subduktionszonen, die künftig zusammenwachsen und sich weiter vergrößern könnten. Die Folge: Der Ozean würde kleiner, und die Erdteile müßten entsprechend aufeinander zuwandern.

In 250 Millionen Jahren soll sich da, wo heute New York, Washington und Boston liegen, ein hohes Gebirge erstrecken. Als Grund nennt Scotese die Kollision von Amerika mit Afrika. Beim Zusammenstoß würden die beiden Kontinente wie in einem Schraubstock gequetscht und gestaucht. Europa wäre kaum wiederzuerkennen: Gewaltige Berge sind entstanden, wo unser Kontinent mit Afrika zusammengerasselt ist – das Mittelmeer ist verschwunden. Dabei hat sich Europa gemeinsam mit Asien im Uhrzeigersinn gedreht, so daß Deutschland weiter nördlich liegt als Sibirien. Scotese räumt ein, daß in seinem Modell eine Menge Phantasie steckt. Die methodischen Details, auf denen seine Karten von der künftigen Erde beruhen, will er offenbar nicht verraten. Er verweist auf seine wenig aufschlußreichen Seiten im Internet (www.scotese.com), wo man Software, Videos, Atlanten und Globen des geschäftstüchtigen Texaners gleich kaufen kann.

Frank Frick

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