Das Beobachten und Fotografieren von Eisbären in freier Wildbahn hat sich in der kanadischen Provinz Manitoba seit den frühen achtziger Jahren zu einem florierenden Wirtschaftszweig entwickelt. Im Oktober und November bringen Spezialfahrzeuge, so genannte Tundra Buggies, Öko-Touristen bis zu 40 Meter nah an die Plätze heran, wo sich die Tiere aufhalten. Während trächtige Weibchen in dieser Zeit eine Winterhöhle suchen, ruhen sich die anderen Bären aus und warten darauf, dass die Hudson Bay zufriert, damit sie auf Robbenjagd gehen können.
Markus Dyck und Richard Baydack von der University of Manitoba in Winnipeg prangern jetzt die Eisbären-Beobachtung an. Denn die Wissenschaftler haben in einer Studie herausgefunden, dass die Raubtiere durch den Öko-Tourismus weit mehr gestört werden als bisher angenommen. Bei Anwesenheit von Fahrzeugen mit Touristen wirkten die Bären deutlich gestresst. Die Biologen sind der Ansicht, dass die Eisbären einen hohen Preis zahlen müssen: Anstatt ihre Energie zu konservieren, laufe ihr Stoffwechsel im Stress auf Hochtouren. Dies reduziere die Fettreserven der Tiere und schwäche sie erheblich. Dyck und Baydack setzen sich deshalb dafür ein, dass die Öko-Touristen bei ihren Ausflügen mit den Buggies einen Abstand von mindestens einem Kilometer zu den Bären halten.