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Eisbären weiter zum Abschuss freigegeben

Blog von der Artenschutzkonferenz

Eisbären weiter zum Abschuss freigegeben
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Eisbär © Sylvie Bouchard - Fotolia.com
Der Klimawandel bedroht die Eisbären. Bis 2050 sind die Populationen nur noch ein Drittel so groß wie heute. Doch auf der Cites-Konferenz können sich die Staaten nicht auf einen besseren Schutz der Tiere vor Jägern verständigen. Schuld ist auch Europa, das nur einen faulen Kompromiss zu bieten hatte. Ein Bericht von der 16. Cites-Konferenz in Thailand. Autorin: Sandra Altherr.

Zum Verhängnis wurde dem Eisbären, dass er manchen noch nicht nah genug am Abgrund steht. Streit entbrannte darüber, ob die Eisbärbestände aufgrund des Klimawandels bis 2050 um mehr oder weniger als 50 Prozent zurück gehen werden. Die letzten Prognosen der Wissenschaftler sagen einen Rückgang von 67 Prozent voraus – damit erfüllt der Eisbär eindeutig die Voraussetzung für die Aufnahme in CITES. Doch sogar die Organisationen, die mit denselben Zahlen Geld für die angebliche Rettung des Eisbären sammeln, wollen lieber warten, bis sich die düsteren Prognosen bewahrheitet haben und bis es zu spät ist.

Mit dem offiziellen Argument, der Klimawandel sei die größere Gefahr, und der Handel spiele eine geringe Rolle, wurde Stimmung gegen ein Handelsverbot gemacht. Es geht hier aber nicht um „entweder- oder“ – als Naturschützer ist es unsere Pflicht, alle Faktoren zu bekämpfen, die eine Art bedrohen. Niemand bezweifelt, dass das Abschmelzen des Packeises durch den Klimawandel die größte Bedrohung ist – aber es ist nicht nachvollziehbar, warum man sich deshalb dafür einsetzen muss, dass Kanada auch weiterhin jedes Jahr etwa 400 Eisbären für den internationalen Handel mit Fellen und Jagdtrophäen abschießen lässt. Es ist geradezu zynisch, dass Differenzen beim Klimaschutz auf dem Rücken der Eisbären ausgetragen werden – dem Symboltier des Klimawandels.

Würde doch für den Eisbär dasselbe gelten wie vor Gericht: Im Zweifel für den Angeklagten! Diesen Grundsatz gibt es auch bei Cites: Das Vorsorgeprinzip, und das wurde heute mit Füßen getreten. Dabei waren die letzten Tage vielversprechend: Russische Eisbär-Experten unterstützten den US-Antrag auf der Konferenz mit vollen Kräften. Viele Länder versprachen, für den Eisbär zu stimmen; doch der EU-Kompromissvorschlag und die auseinandergehenden Meinungen der Naturschutzorganisationen verwirrten viele Konferenzteilnehmer.

Das haben wir hier heute mehrfach gehört: Es sei doch noch nicht so schlimm. Und wir hörten, dass die Inuit in Kanada bei einem strengen Cites-Schutz auf Eisbärfleisch verzichten und ihre Kinder frieren müssten. Was wohlweislich verschwiegen wird: Jagd zur Eigenversorgung und Handel in Kanada bliebe den Inuit weiterhin völlig offen, nur der kommerzielle, internationale Handel wäre verboten. Immerhin kann das Fell eines Eisbären bis zu 50.000 auf dem internationalen Markt erzielen. Die Nachfrage nach solchen Statussymbolen ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Das Thema ist immer das Gleiche: Der Seltenheitswert einer Art treibt Preise und Nachfrage in die Höhe. Cites kann hier durch Handelsverbote effektiv gegensteuern – doch vielen Delegierten sind politische Beziehungen wichtiger als der Schutz bedrohter Arten.

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Doch nicht nur Kanada ist dem Eisbären in den Rücken gefallen, sondern auch die EU. Die EU präsentierte sogar einen faulen Kompromiss, der dem Eisbären nichts gebracht hätte und vermutlich zum Scheitern des US-Antrages beitrug. Er diente einzig und allein dem Ziel, zu verbergen, dass in der EU weder die Mehrheiten für noch gegen den Antrag gegeben waren.

Was gab es sonst noch heute? Der Antrag Kenias, den Export von Nashorn-Jagdtrophäen aus Südafrika zu verbieten, wurde zurückgezogen. Erfreulich immerhin: Afrikanische Manatis sind nun streng geschützt! Diese Wesen wie von einem anderen Stern werden immer mehr durch die kommerzielle Jagd bedroht. Bezeichnenderweise sind die Prognosen für Manatis weniger düster als die für Eisbären – was erneut zeigt, dass es beim Eisbären nicht um Fakten ging, sondern um Politik.

ohle_Gorillas_0525_250.jpgZur Autorin
Dr. Sandra Altherr arbeitet als Biologin für Pro Wildlife.

Foto links: G. Ohlenbostel.
Foto oben: Eisbär © Sylvie Bouchard – Fotolia.com

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