Nicht der Stress im Job führt bei immer mehr Menschen zum „ Burnout-Syndrom“, sondern die zunehmende Entfremdung von der Arbeit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der österreichischen Forscherin Lisbeth Jerich von der Universität Graz. Die Wirtschaftswissenschaftlerin hält viele frühere Studien, wonach Burnout durch Stress ausgelöst wird, für nicht nachvollziehbar. „Schließlich gibt es viele Menschen mit Stress im Arbeitsleben, die weit davon entfernt sind, ihren Beruf nicht mehr ausüben zu können“, erklärt Jerich.
Die Forscherin ist davon überzeugt, dass die Beziehung der Menschen zu ihrer Arbeit eine große Rolle spielt. Heute seien bei der Jobsuche vor allem das Streben nach Geld, Macht und Prestige wichtig. Zudem sei es immer schwieriger, eine den Interessen und Neigungen entsprechende Berufswahl zu treffen. Die Selbstverwirklichung bleibe daher meist auf der Strecke. Jerich: „ Dies führt zu innerer Gleichgültigkeit und Sinnleere, die Entfremdungsgefühle gegenüber der Arbeit und den Kollegen auslösen.“ Verstärkt werde das Gefühl der Entfremdung durch Mobbing, Reorganisationsmaßnahmen und drohenden Arbeitsplatzverlust.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, empfiehlt Jerich die Verbesserung der Kommunikation zwischen den Hierarchien im Unternehmen sowie die Aufklärung der Betroffenen über Arbeitsplatzveränderungen und Schulungen.