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Er ist Millionär

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Er ist Millionär

Der Mann redet wahnsinnig gerne – pointiert und anekdotenreich. Prof. Eckhard Freise ist ein Geschichtenerzähler. Seine Studenten an der Bergischen Universität in Wuppertal wissen und schätzen das. Vor gut gefüllten Hörsälen demonstriert Freise Semester für Semester, daß Mediävistik, die „Geschichte des Mittelalters“, mehr sein kann, als trockene Handschriften zu studieren oder Daten auswendig zu lernen. „Wenn man Fakten mit Geschichten verbinden kann, die durchaus witzig und humorvoll sein dürfen, hilft das später beim Erinnern“, ist Freise überzeugt. Eine Technik, die man seiner Meinung nach trainieren kann. Eben diese Technik hat ihm geholfen, in der Rateshow von Günther Jauch die erste Million abzuräumen.

Durch eine Wette mit seinem Sohn war Freise in der Quiz-Sendung gelandet. Der sagenhafte Gewinn machte den Elfenbeinturm-Bewohner zum Helden der Uni Wuppertal: Der Auftritt des Professors habe gezeigt, daß Bildung noch etwas wert sei, das sei das Ende der Zlatkoisierung, begeisterte sich ein Student Freises. Da hat er den Professor aber völlig falsch eingeschätzt. Die Quiz-Show frage nicht Bildung ab, sondern nur irgendwo vergrabene Bildungssplitter, meint Freise. „Erst wenn sich jemand durch eine Frage animiert fühlt, im Brockhaus nachzuschlagen, beginnt die Bildung.“

Der in Münster lebende Wissenschaftler, der ein altsprachliches Gymnasium besucht hat und fließend Latein spricht, erteilt einer reinen klassischen Bildung, wie Dietrich Schwanitz sie in seinem Buch „Bildung“ beschreibt, eine zwiespältige Absage: „Zu kurz gegriffen. Erstens vergißt Schwanitz die Naturwissenschaftler fast völlig. Ich finde es schon wichtig zu wissen, wer Mathematiker wie Euklid, Euler oder Gauß waren. Und zweitens halte ich Trivialwissen für ebenfalls wichtig.“ Hätte er Triviales nicht gewußt, zum Beispiel wer in der TV-Serie „Dallas“ Cliff Barnes war (Frage beim Casting) und daß „Lieder, die die Welt nicht braucht“, von der Gruppe „Die Doofen“ ist (2000-Mark-Frage), dann hätte es auch keine Million gegeben. Andi Möller, Tom Jones, die Boxer der sechziger Jahre, die Pokemons – das alles gehöre zum kulturellen Gedächtnis. „Es gibt Parallelwelten. Nicht nur das Bildungsbürgertum, auch die Zlatko-Welt muß man ernst nehmen.“ Freises Botschaft: Man muß die Bildungswilligen dort abholen, wo sie sind. Die im Big-Brother-Container genauso wie die Studenten in seiner Vorlesung über Burgund.

Hans Groth

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