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Faulenzen hat seine Berechtigung

Fragebogen an einen Schriftsteller

Faulenzen hat seine Berechtigung
Brunner_Liegen_250.jpg
Copyright Foto: Galiani
Neun Fragen an den natur-Autor Bernd Brunner, der in seinem Buch „Die Kunst des Liegens“ erklärt, was uns alles fehlen würde, wenn wir aufs Liegen verzichten würden – und wie viele Arten des Liegens es überhaupt gibt.

Das Liegen nenne ich eine Lebensform, weil…

sich überaus wichtige Dinge damit verbinden: das Geborenwerden, das Lieben, das Abschiednehmen. Sie lässt sich auch von den anderen Seinsweisen so wunderbar unterscheiden, weil wir uns in diesem Zustand nicht mehr in demselben Maße mit der Schwerkraft auseinandersetzen müssen, alles fällt von uns ab. Trotzdem ist der Buchtitel ein wenig ironisch gemeint, denn man muss natürlich viele andere Dinge im Leben tun, sonst würden wir bald schlapp machen. Zuviel Liegen ist nicht gesund. Und unbedingt liegen zu müssen, weil man nicht anders kann, ist wenig erfreulich.

Herumliegen hat seinen schlechten Ruf von…

 all den Anstandsvertretern, die uns weismachen wollten, dass wir Haltung brauchen, um gut dazustehen, dass wir immer in Bewegung sein müssen, um etwas zu erreichen. Das ist natürlich großer Unsinn. Aktivität beginnt erst einmal im Kopf und hängt nicht davon ab, ob wir aufrecht sitzen oder zum nächsten Termin eilen.

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Liegen verhält sich zum Faulenzen wie…

ein Vodka Tonic zu einem Glas Wasser. Scherz beiseite, das gelegentliche Faulenzen im Liegen hat natürlich auch seine Berechtigung. Wir müssen faul sein, um wieder produktiv sein zu können. Oder um uns einfach zu erholen.

Dass wir ein Drittel unseres Lebens liegend verbringen, macht mir…

keine Angst und bereitet mir auch keine Alpträume, weil ich viele meiner besten Ideen und Momente in dieser Position habe.

Liegen ist eine große Kunst. Und große Kunst ist im Liegen entstanden. Zum Beispiel…

schrieb Marcel Proust in seinem legendären Messingbett liegend, vor allem in seinen letzten Lebensjahren, als er in seinem mit Kork ausgeschlagenen Schlafzimmer an der Vollendung der „Suche nach der verlorenen Zeit“ arbeitete. Truman Capote hat sich einmal wie folgt geoutet: „Ich gehöre zur seltsamen Gattung der horizontalen Autoren. Ich kann nur denken, wenn ich mich lang lege und mir, während ich mir’s auf dem Bett oder auf der Couch bequem mache, Kaffee und Zigaretten zu Gemüte führe.“

Ein Leben ohne Liegen wäre wie…

Schlafen ohne Träumen.

berndbrunner1_250.jpgMeine Lieblingsliege steht …

genau dort, wo ich gerade bin und den Wunsch verspüre zu liegen. Die Beschaffenheit der Liege oder des Bettes, an die wir heute gerne sehr hohe Ansprüche stellen, wird meiner Meinung nach überbewertet. Man muss wirklich keine Tausende von Euro auf die angeblich perfekte Matratze verwenden. Wirklich entscheidend ist, welche Disposition man selbst für das Liegen mitbringt. Wenn man den Wunsch dazu verspürt, ist man intelligent genug, es sich bequem einzurichten.

Liegen sollte man vermeiden …

wenn man einmal richtig viel Alkohol getrunken hat. Wenn man dann auch noch die Augen schließt, wird es noch schlimmer.

Bild ganz oben: Galiani
Bild unten: privat von Bernd Brunner

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© natur.de – Andreas Unger
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