Besucher von lauten Rockkonzerten oder Fußballfans, die Schlachtengesänge schmettern, verdanken ihre gute Laune den Fischen unter unseren Vorfahren. Das ergab eine Studie von Neil Todd und seinen Mitarbeitern an der Universität Manchester. Der Teil unseres Ohres, der das Vergnügen auslöst, ist der sogenannte Sacculus, ein Bereich des vestibulären Systems, das eigentlich für den Gleichgewichtssinn zuständig ist. Nur bei Fischen hat der Sacculus noch Gehörfunktion. Dennoch spricht dieses uralte Organ auch bei uns auf hörbare Frequenzen an – allerdings erst, wenn die Lautstärke 90 Dezibel überschreitet. Das vestibuläre System ist direkt mit dem Hypothalamus verbunden – der Hirnregion, die für Hunger, Sex und andere hedonistische Gefühle zuständig ist. Über diese Verbindung kann laute Musik genauso ein Wohlgefühl hervorrufen wie etwa eine Karussellfahrt. „Die Frequenzverteilung in Discotheken und bei Rockkonzerten fällt genau in den Bereich von 300 bis 350 Hertz, in dem der Sacculus besonders stark reagiert“, sagt der Psychologe Todd. „Sie scheint wie geschaffen zu sein, um den Sacculus zu stimulieren.“
Rüdiger Vaas