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Geld für grüne Männchen

Allgemein

Geld für grüne Männchen
Ein Meteorit nährt Spekulationen über Leben auf dem Mars – und ausgehungerte Forschungsbudgets.

Es ist nicht alltäglich, daß Außerirdische auf der Erde landen und vom amerikanischen Präsidenten höchstpersönlich angekündigt werden. Doch am 7. August 1996 wies Bill Clinton auf eine wenig später stattfindende Pressekonferenz in Washington hin. Dort zeigten David McKay vom Johnson Space Center der NASA und andere renommierte Wissenschaftler den 1,9 Kilogramm schweren Meteorit ALH84001, der bei einem Einschlag vor etwa 15 Millionen Jahren von der Kruste unseres Nachbarplaneten Mars ins All geschleudert und vor 13000 Jahren zufällig von der Erde eingefangen worden war. In seinem Innern waren die Forscher auf eine Sensation gestoßen: Spuren von Leben. Die Carbonat-Ablagerungen in ALH84001 enthalten Magnetit und Eisensulfide. An deren Entstehung könnten Mikroben beteiligt gewesen sein. Organische Verbindungen – sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe – interpretierten die Wissenschaftler als Abbauprodukte der Mikroorganismen. Schließlich kamen winzige kugel- und stäbchenförmige Strukturen zum Vorschein, die an fossilierte Kleinstlebewesen erinnern. McKay gab zu, daß diese Merkmale auch auf chemischem Weg oder durch Verunreinigungen entstanden sein könnten. Zahlreiche weitere Untersuchungen sind inzwischen an ALH84001 und einigen anderen der inzwischen 14 bekannten Mars-Meteoriten vorgenommen worden, aber die Lebensspuren konnten bislang weder eindeutig bestätigt noch widerlegt werden.

Fest steht, daß der werbewirksam inszenierte Auftritt den ausgedörrten Mars-Forschungsbudgets neues Leben einhauchte. Nach zahlreichen gescheiterten russischen und amerikanischen Mars-Missionen gab es am 4. Juli 1997 endlich wieder Grund zur Begeisterung: Die Raumsonde Mars Pathfinder funkte phantastische Bilder und fand Anzeichen eines wärmeren Klimas in einer geologisch aktiveren Vergangenheit des Roten Planeten. Der ferngesteuerte Rover Sojourner erkundete die Umgebung und maß die Zusammensetzung des Marsbodens und zahlreicher Steine. Das Interesse der Medien war gewaltig, die Internet-Zugriffe schlugen alle Rekorde. Weniger spektakulär, aber wissenschaftlich ergiebiger sind die Daten des Mars Global Surveyor, der den Planeten seit September 1997 umrundet und seine Oberfläche genau kartiert. Er sucht nach Indizien, ob Mars vor vielleicht drei Milliarden Jahren einen großen Ozean besessen haben könnte. Und die Forschung geht weiter. Zwar ist die Sonde Mars Climate Orbiter am 23. September aufgrund eines Navigationsfehlers auf dem Roten Planeten zerschellt, doch mehrere neue Missionen sind bereits im Bau oder in Planung. Am 3. Dezember wird der Anfang des Jahres gestartete Mars Polar Lander in der Nähe des Südpols aufsetzen. Zuvor schießt er zwei Penetratoren namens Deep Space 2 ab, die sich zwei Meter tief in den Boden bohren sollen, um dort nach Wasser zu suchen. Da der Polar Lander ein Mikrofon an Bord hat, können erstmals Töne zur Erde gefunkt werden. Außerdem wird die Sonde Bodenproben entnehmen und analysieren. Spätere Missionen sollen sogar Gesteinsproben zur Erde bringen. Der erste bemannte Flug zu unserem Nachbarplaneten wird selbst nach optimistischen Planungen in frühestens 20 Jahren stattfinden.

Rüdiger Vaas

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