Verändern die zunehmenden Gestaltungsmöglichkeiten unser Bild der Natur?
Sicher. Allerdings haben sich umgekehrt auch unsere Ansichten über Gestaltungsmöglichkeiten verändert. Bis in die 1970er-Jahre dominierte das Bild einer wohlgeordneten Natur mit einer Vielfalt spezifischer Öko- systeme. Die neueren ökologischen Theorien gehen dagegen von einer sehr großen Flexibilität aus: Arten kommen und gehen, es gibt keine festgefügten natürlichen Ökosysteme. Das neue Naturbild geht von wesentlich größeren Spielräumen für die Gestaltung nützlicher Ökosysteme aus als das alte.
Was bedeutet das für den Umwelt- und Naturschutz?
Er muss in seinen Schutzzielen vom Menschen ausgehen, weil es kein natürliches Optimum gibt, an dem er sich orientieren könnte. Auch der Zustand vor dem Eingreifen des Menschen war nicht optimal. Genauso sind die historisch entstandenen Natur- und Kulturlandschaften, die wir als Heimat schätzen und als Touristen aufsuchen, nicht unbedingt nachhaltig.
Welche Konsequenzen hat das?
Der Umwelt- und Naturschutz ist gefordert, das wichtige Ziel der Erhaltung einzigartiger Landschaften unabhängig von ökologischen Argumenten zu verfolgen. Ökosysteme sind kausale Wirkungsgefüge, die für den Menschen Nutzen bringen können, etwa in Form von Ökosystemdienstleistungen. Landschaften hingegen sind ästhetische Ganzheiten, die eine symbolische Bedeutung und eine ästhetische Qualität für uns haben. Diese beiden Naturauffassungen müssen wir auseinanderhalten.