Eine gigantische Maschinerie wälzt den gesamten Gesteinsbrei im Erdmantel um – über die chemische Grenzschicht in 660 Kilometer Tiefe hinweg bis zum Erdkern in 2900 Kilometer Tiefe.
Das konnten zwei Wissenschaftler-Teams aus den USA, zu denen auch der Geophysiker Stephen Grand von der University of Texas in Austin gehört, jetzt unabhängig voneinander belegen. Ihre Ergebnisse könnten endlich den jahrzehntelangen Streit schlichten, ob die Konvektionen im Erdmantel in zwei Stockwerken oder nur auf einer Ebene verlaufen (bild der wissenschaft 5/1995, „Geheimnisvolle Botschaft aus der Tiefe“).
Mit Hilfe der seismischen Tomographie berechneten die amerikanischen Forscher die Geschwindigkeit von Erdbebenwellen für jeden Punkt ihres Weges. Das Tempo der Wellen gibt dabei Hinweise auf die jeweils herrschende Temperatur: In kaltem Gestein laufen sie schneller, in wärmerem Gestein langsamer.
Die amerikanischen Wissenschaftler wiesen Zonen hoher Geschwindigkeit nach, die von der Erdoberfläche bis in den untersten Mantel reichen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um abtauchende Erdkrustenplatten. Diese können demnach die chemische Grenze zwischen oberem und unterem Erdmantel ohne weiteres passieren.