Anders als bei vielen anderen Krankheitserregern muss der Grippe-Impfstoff ständig an die neuen Viren angepasst werden. Denn die Erreger wechseln immer wieder ihre Hülle. Zwei Eiweißmoleküle auf der Oberfläche – Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) – sind entscheidend dafür, dass die Viren sich an die Zellen der Atemwege anheften können und nach erfolgreicher Vermehrung wieder freikommen. 16 H- und 9 N-Varianten sind bekannt. So besitzen die aktuell kursierenden gefährlichen Vogelgrippe-Viren die Kombination H5N1, während die bei uns im Winter grassierenden saisonalen Grippe-Epidemien zuletzt von Viren des Typs H1N1 und H3N2 verursacht wurden.
Durch zufällige kleine Mutationen verändern sich H und N im Laufe der Zeit – ein Vorgang, der als Antigen-Drift bezeichnet wird. Bei der wohl schlimmsten Seuche der Geschichte, der Spanischen Grippe von 1918, hat die Antigen-Drift dazu geführt, dass ein reines Vogelgrippe-Virus die Artgrenze übersprang und sich mit tödlicher Effizienz von Mensch zu Mensch ausbreitete.
Sehr viel seltener als Antigen-Drift ist Antigen-Shift. Hier kommt es durch den Austausch von Genen zu einer sprunghaften Veränderung der Virusoberfläche. Dies kann beispielsweise geschehen, wenn ein Vogelgrippe-Virus und ein menschliches Grippe-Virus in der gleichen Zelle aufeinander treffen, sei es in einem Menschen oder in einem Tier. Derartiges hat 1957 zur Asiatischen Grippe und 1968 zur Hongkong-Grippe geführt, den beiden letzten Pandemien mit jeweils etwa einer Million Toten.