„Ich habe Angst, aus dem Haus zu gehen. Wenn ich eine Herzattacke bekomme, kann mir niemand rasch helfen.“ Das hat Dr. Stefan Sack, Kardiologe an der Universitätsklinik Essen, oft von seinen Patienten gehört. Zusammen mit seinem Chef, Prof. Raimund Erbel, hat er deswegen den Prototyp für ein Mobiltelefon entwickelt, das eine Notruf- und eine Diagnosefunktion hat.
Per Knopfdruck verbindet das Herz-Handy den Patienten bei einem Notfall sofort mit einem Call-Center. Das kann eine Klinik mit Intensivmedizin sein, eine Notrufzentrale oder das Rote Kreuz. Die Krankenakte ist dort abrufbar, und mit Satellitenhilfe (Global Positioning System – GPS) läßt sich orten, in welcher Straße der Patient gerade ist.
Legt der das Spezial-Handy auf seine Brust, überträgt es sein Elektrokardiogramm an die Notrufzentrale. Mit den Daten können Fachkräfte dem Kranken oder seinen Helfern Rat geben. Verliert der Patient während des Gesprächs das Bewußtsein, wird sofort eine Rettungskette aktiviert.
Sack und Erbel haben ein Patent auf das Gerät. Zusammen mit einem Elektronik-Unternehmen entwickeln sie es derzeit zur Serienreife. Im Frühjahr 2000 könne es auf den Markt kommen, meinen die Kardiologen, und werde kaum teurer sein als die üblichen Mobilfunktelefone. Mit einem Netzbetreiber verhandeln die Mediziner bereits.
Gedacht ist das Handy vor allem für Patienten, die an Herzrhythmusstörungen leiden oder an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße mit Symptomen einer Angina pectoris.
Nicola Siegmund-Schultze