Kleingartenanlagen gelten landläufig als spießig. Dabei hatte die Kleingartenbewegung anfänglich mit dem Bürgertum nichts zu tun, wie der Hamburger Historiker Dr. Hartwig Stein herausgefunden hat. „Man wollte einen Gegenpol zum tristen Grau der Mietskasernen und Fabriken schaffen“, sagt Stein.
Der 47jährige hat das Kleingartenwesen in Deutschland von seinen Anfängen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs untersucht. Demnach waren die Gewerkschaften nicht gut auf die Laubenkolonisten zu sprechen: Sie zögen sich in ihre grüne Scheinidylle zurück, anstatt für die Rechte ihrer Klasse zu kämpfen.
Untrennbar mit dem Kleingartenwesen verbunden ist der Name Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808 bis 1861). Der Leipziger Arzt und Pädagoge wollte lediglich Kindergärten und Spielplätze schaffen. „Nach seinem Tod entwickelte sich die als Spielplatzinitiative entstandene Schreberbewegung zum Kern der deutschen Kleingartenbewegung“, erläutert Stein.
Ursprünglich nichts mit den Laubenkolonien zu tun hatte der Gartenzwerg. Er findet sich bereits in den Gärten vieler Renaissance- und Barockschlösser. Erst 1890 wurde im thüringischen Gräfenroda die erste größere Fabrik für „Hartbrandwichtel“ eröffnet.
Hartwig Stein / Andreas Knoll