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Hoffnung für die Kinder

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Hoffnung für die Kinder
In Entwicklungsländern trägt ein Drittel aller Säuglinge von HIV-positiven Müttern das Virus in die nächste Generation. Neue billige Medikamente sollen die Lawine stoppen.

Im Hospiz Nyumbani in Nairobi trauert Jimmy um seine Schwester. Sie ist vor zwei Wochen an Aids gestorben. Auch Jimmy ist HIV-positiv: In Entwicklungsländern werden 30 Prozent aller Kinder, deren Mütter den Aids-Erreger in sich tragen, bei der Geburt, während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit infiziert. Weltweit sind schätzungsweise 14 Millionen Frauen im gebärfähigen Alter HIV-positiv, jede Minute wird ein infiziertes Kind geboren. Zwar besteht in Industrieländern seit einigen Jahren die Möglichkeit, die Infektionsrate der Kinder auf fünf Prozent zu senken, indem HIV-positive Frauen in der Schwangerschaft und nach der Geburt ihres Kindes das Medikament AZT erhalten. Doch Kosten von rund 2000 Mark machen die langwierige Behandlung für den Großteil der Bevölkerung in Entwicklungsländern unerschwinglich. Deswegen suchen Wissenschaftler nach einfacheren und billigeren Methoden. Mit ersten Erfolgen: Klinische Studien in Afrika haben gerade gezeigt, daß auch bei einer kürzeren Behandlungszeit der Mütter entweder mit Nevirapine oder mit einer Kombination von AZT und 3TC die Infektionsrate der Neugeborenen auf rund zehn Prozent gesenkt werden kann – vorausgesetzt, sie bekommen Babynahrung statt Muttermilch. Doch industriell gefertigte Babynahrung ist für die meisten Mütter unerschwinglich. Stillten die mit Nevirapine behandelten Mütter ihre Kinder, waren vier Monate nach der Geburt 13 Prozent der Säuglinge infiziert – das würde die Zahl HIV-positiver Kinder künftig immer noch mehr als halbieren. „ Nun haben wir je nach finanziellem Spielraum mehrere Möglichkeiten der Behandlung”, meint Joseph Saba von UNAIDS, einer UNO-Organisation zur Bekämpfung von Aids. Die Nevirapine-Behandlung bei der Geburt kostet lediglich 10 Mark. Nevirapine ist nicht nur wegen der geringen Kosten das zur Zeit vielversprechendste Medikament. „Es scheint auch sehr gut verträglich zu sein”, sagt Francis Mmiro, Professor an der Medizinischen Fakultät der Universität Kampala und Leiter der Nevirapine-Studie. Manche Wissenschaftler halten die Studie für ethisch fragwürdig, weil die aidskranken Mütter wirkungslose Scheinmedikamente – Placebos – erhalten. Doch solche Studien sind üblich: Auch das Aids-Medikament AZT wurde erst nach Placebo-Testreihen in Frankreich und Amerika zugelassen. UNAIDS versucht nun in elf Ländern, die Behandlung mit Nevirapine für größere Teile der Bevölkerung zu ermöglichen. Wenn man im Hospiz Nyumbani die Kreuze des Friedhofs zu zählen versucht, weiß man, daß es eilt.

Robert Thielicke

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