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Im Zeichen des Drachen

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Im Zeichen des Drachen
Jahresurlaub kennt er nicht, sagt er, weil er ohnehin andauernd reist: Dr. Gunther Köhler, 33, Tierarzt und Biologe, leitet die Sektion Amphibien- und Reptilienkunde des Forschungsinstituts Senckenberg in Frankfurt am Main.

Besonders gelegen ist Köhler am Schutz des Utila-Schwarzleguans, den man erst seit 1901 kennt und von dem man zwischenzeitlich annahm, daß er ausgestorben sei. 1994 hatte Köhler die drachenartige Echse wiederentdeckt.

Auf gerade einmal einige hundert Schwarzleguane schätzten die Wissenschaftler vor vier Jahren den Bestand auf der Insel Utila vor Honduras – überwiegend Männchen: Die Einheimischen lauerten trächtigen Weibchen am Eiablageplatz auf, um mit den etwa halbmetergroßen Tieren ihren Speiseplan zu bereichern. Logische Folge: Es gab kaum noch Echsennachwuchs.

Zusammen mit honduranischen Behörden und internationalen Organisationen startete Köhler eilends das „Schutz- und Forschungsprojekt Utila-Schwarzleguan“. Intensive Aufklärungsarbeit, Nachzucht und die Einrichtung von Schutzgebieten haben dazu beigetragen, daß sich der Bestand der Schwarzleguane inzwischen wieder erholt hat – gerettet ist der kleine Drache damit aber noch nicht.

„Wir sind nicht nur Artenschützer, sondern auch Forschungsreisende“, sagt Köhler, der sich mehrere Monate im Jahr in Südamerika aufhält – neben der Außenstelle auf Utila wird gerade eine Station im Regenwald von Nicaragua errichtet. Diese Außenstationen dienen den Senckenberg-Wissenschaftlern auch als Basis für ihre Expeditionen in Gebiete, die zuvor nur wenige Forscher besucht haben. Der Lohn für Risiko und Mühe: Köhlers Arbeitsgruppe hat schon einige neue Arten entdeckt.

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Dazu reicht es nicht, einem der Wissenschaft bislang unbekannten Tier einen Namen zu geben: Nachdem „verdächtige“ Exemplare konserviert und an das Senckenberg-Mutterinstitut in Frankfurt gebracht wurden, beginnt die Arbeit erst. Aus aller Welt werden Hunderte von Vergleichspräparaten angefordert und auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht. Neben der systematischen Knochenarbeit müssen die Entdecker auch das Glück haben, daß noch niemand vor ihnen dieses Tier wissenschaftlich beschrieben hat. Viele Mitglieder aus Köhlers Truppe sind übrigens Studenten, die ein Praktikum in Südamerika machen – und eventuell als Namensgeber einer neuen Art in die Lehrbücher eingehen.

Ihre Arbeit dort ist nicht nur akademisch wertvoll: „Systematik ist die Grundlage des Artenschutzes“, sagt Köhler, und verweist darauf, daß das Interesse der Forscher am Utila- Leguan die Honduraner stolz auf dieses einzigartige Tier gemacht hat. Dabei sind Touristen oft mit den Forschern im Bunde: Sie bringen das Geld, das die Einheimischen von der Schutzwürdigkeit der Tiere überzeugt.

Indes arbeitet Köhler an seiner Habilitation. Als Professor könne er seine Studenten besser betreuen, da ihm mehr Mittel zur Verfügung stünden. Weg vom Senckenberg-Institut will er nicht: „Dort ist mein Platz.“

Gunther Köhler

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