Sie waren beim Untergang der „Prestige“ 2002 vor Spanien und mehrfach in der Nordsee im Einsatz, Herr Berner. Was kann ein Schiff ausrichten, wenn Zehntausende Tonnen Öl auslaufen?
Vor Spanien war es unser Ziel, einzelne Meeresbuchten mit großen Muschelzuchten vor dem herantreibenden Öl zu schützen. Dazu wurde das Öl aufgesaugt und das Ufer zum Teil mit Ölsperren abgeriegelt. Bei einem so großen Unfall muss man stets Prioritäten setzen, weil die Küste nicht gänzlich zu schützen ist.
Wie lässt sich ein viele Kilometer breiter Ölteppich bekämpfen?
Ein Ölteppich zerreißt langsam in 50 bis 100 Meter breite Flecken, Patches. Die können wir mit unserem Schiff einsaugen. Das dauert einen halben Tag pro Patch. Wir haben uns oft gefragt, ob unsere Arbeit überhaupt einen Sinn hat. Aber als wir gesehen haben, mit wie viel Mühe die Menschen das Ufer reinigten, waren wir froh um jeden aufgesaugten Patch.
Dennoch ist Ihr Einsatz in so einem Fall ein Tropfen auf den heißen Stein.
Das ist richtig. Daher muss man immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig die Vorsorge ist. Gut ausgebildete Besatzungen und Lotsen sind genauso wichtig wie gut überwachte Verkehrswege. Es liegt in der Verantwortung der Schiffseigner, dafür zu sorgen, dass die Schiffe technisch in Schuss sind und die Mannschaft hoch qualifiziert ist.
Die Havarie der Prestige war Ihr bisher größter Öleinsatz. Wirkt das nach?
Wir haben viele verendende Delfine gesehen, die wie kleine Kinder schrieen. Das hat uns alle sehr mitgenommen. Und mir ist klar geworden, dass man die Bedeutung einer guten Ölbekämpfung und Vorsorge auch als politisches Thema wachhalten muss.