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Kegelrobben beäugen kritisch seine

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Kegelrobben beäugen kritisch seine

Kegelrobben beäugen kritisch seine Arbeit. „Wenn ich in ihr Revier schwimme, wollen sie sofort wissen, wer der Eindringling ist. Sie beißen mir in die Flossen und beobachten dann sehr genau aus sicherer Distanz, was ich da mache“, sagt Udo Schilling. Für ihn sind Begegnungen mit großen Wildtieren wie Robben oder Walen genauso normal wie seine exotischen Einsatzorte. Er arbeitet dort, wo andere Urlaub machen. Sein Beruf: Cheftaucher des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI), sein Stammsitz: die Insel Helgoland.

Der gelernte Maler (Jahrgang 1948) wurde Ende der Sechzigerjahre bei der Bundesmarine zum Berufstaucher ausgebildet und arbeitete für sie, bis er 1977 zur Biologischen Anstalt Helgoland ging. Seit 1982 ist er Chef aller Forschungstaucher auf den Schiffen und Stationen des AWI, von Koldewey auf Spitzbergen über Helgoland bis Jubani in der Antarktis.

Seine Kollegen und er müssen das ganze Jahr über ins Wasser, denn auch im Winter laufen viele Experimente, und die Wissenschaftler brauchen Daten über die Veränderungen im Meer. Die Taucher bauen dazu unter Wasser Forschungsapparaturen auf und sammeln, was Wissenschaftler an Tieren und Pflanzen benötigen. Dabei arbeiten sie nicht nur für die AWI-Forschungsteams. Von Universitäten aus aller Welt kommen Anfragen an die Taucher, ob sie ihnen bestimmte Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen schicken können. Kein anderer kennt sich dabei so gut aus wie Schilling. Seit fast 30 Jahren ist er rund um den roten Felsen unterwegs und hat sich dabei eine hervorragende Artenkenntnis angeeignet. Er hat die Tierwelt in zahlreichen Fotos dokumentiert, von denen wir hier die eindrucksvollsten zeigen. Im Gegensatz zu vielen anderen Hochglanzaufnahmen sind all diese Bilder nicht im Aquarium, sondern unter den schwierigen Bedingungen eines Tauchgangs in der Nordsee entstanden.

Neben den Forschungsarbeiten unter Wasser bildet Schilling mit seinem Kollegen Carsten Wanke neue Forschungstaucher aus. Denn wer in Deutschland als Forscher unter Wasser arbeiten will, muss dazu eine Ausbildung mit dem hohen Sicherheitsstandard der Berufstaucherei machen. Das gilt für Biologen in die Nordsee genauso wie für Astronauten, die im Wasserbecken für die Schwerelosigkeit trainieren.

Ein tödlicher Unfall 1968 war der Auslöser für diese strengen Regeln. Vor Helgoland waren zwei Wissenschaftler bei einem Tauchgang gestorben. Was damals geschehen ist, wurde nie vollständig geklärt, obwohl auch der Staatsanwalt ermittelte. So viel ließ sich rekonstruieren: Die beiden Forscher hatten zwar eine Sporttaucherausbildung, scheinen aber zu wenig auf ihre Sicherheit geachtet zu haben. „Sie sollten ein Unterwasserlabor abbauen“, sagt Schilling, „und haben sich dabei öfter in einer Luftblase des Labors getroffen, um sich abzusprechen. Wahrscheinlich haben sie dabei nicht ausreichend Sauerstoff aus ihren Taucherflaschen in die Blase abgelassen und sind irgendwann durch Sauerstoffmangel ohnmächtig geworden und ertrunken.“

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Die starke Strömung riss die Körper mit sich. Als die Kollegen an Bord des Sicherungsbootes merkten, dass etwas nicht stimmte, war es schon zu spät. Einen der beiden Forscher konnten sie nur noch tot bergen, den anderen entdeckte man erst Wochen nach dem Unglück.

Unter Sporttauchern ist Udo Schilling ein viel beneideter Mann, denn Deutschlands einzige Unterwasserfelsenlandschaft rund um Helgoland ist streng geschützt. Tauchen darf man dort nur zu wissenschaftlichen Zwecken.

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