Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Keilschriften in 3D

Allgemein

Keilschriften in 3D
Holografische Bilder sollen beim Lösen archäologischer Rätsel helfen: Auf ihnen können Experten in aller Welt gleichzeitig alte Schriften entziffern.

Hochaufgerichtet, die vier Flügel schützend ausgebreitet, steht der Dämon mit dem Menschenleib im Ausstellungsraum – fahl blaßgrün beleuchtet. Vor etwa 3000 Jahren bewachte das assyrische Fabelwesen Pazuzu einen noblen Palast. Jetzt hütet es symbolisch kostbare Ausgrabungsfunde in einem Museum. Ein Besucher geht auf das Vogelwesen zu, greift mit den Händen danach – aber er faßt ins Leere. Was ihm wie eine Fata Morgana erscheint, ist eine Lichtplastik – ein Hologramm – dessen Original Tausende Kilometer entfernt sicher aufbewahrt wird. Gespeichert ist das detailgenaue und dreidimensionale Abbild der kostbaren Statuette auf einer dünnen Glasplatte, die mit Kunststoffen beschichtet ist.

Auch wenn diese Szene noch Fiktion ist – die Technik zu ihrer Verwirklichung existiert. Wissenschaftler untersuchen mit ihrer Hilfe bereits archäologische Fundobjekte. „An höchstauflösenden holografischen Abbildungen können die gleichen optischen Feinstrukturanalysen vorgenommen werden wie am Original selbst“, sagt der Biophysiker Gert von Bally vom Institut für Experimentelle Audiologie der Universität Münster. Gemeinsam mit Experten der Universitäten Berlin, Jena und Marburg sowie der Akademie der Wissenschaften der Ukraine hat er ein tragbares Gerät entwikkelt, mit dem sich vor Ort archäologische Schätze dreidimensional aufnehmen lassen.

Die neue Technik vereinfacht die Arbeit von Altertumsforschern entscheidend. Denn häufig werden Fundobjekte weltweit verstreut in Museen aufbewahrt. Außerdem stehen sie den Forschern nur selten unversehrt zur Verfügung: Selbst Fragmente eines Originals befinden sich oft nicht am selben Ort.

Diese Bruchstücke lassen sich nun auf einer Platte holografisch zusammenfügen. Ohne kostbare und zerbrechliche Originale zu beschädigen, können die Wissenschaftler dann auch sehr feine Strukturen auf den Fundobjekten analysieren und zum Beispiel Keilschriften entziffern. Herkömmliche Fotografien helfen da nicht weiter, weil zuviel räumliche Information verlorengeht.

Anzeige

Bereits holografiert haben die Münsteraner Wissenschaftler assyrische Tontafeln mit einen Millimeter kleinen Keilinschriften, die rund 3500 Jahre alt sind. Und neue Aufnahmen von Objekten im Pergamon-Museum Berlin sollen die Basis für ein internationales Hologrammarchiv bilden.

Von einem Hologramm können beliebig viele Kopien hergestellt werden, die genauso detailreich wie das Original sind. Demnächst will Gert von Bally und sein Team eine in Zypern gefundene minoische Keilschrift aufnehmen, die im Nationalmuseum von Nikosia aufbewahrt wird und bis jetzt noch nicht entschlüsselt werden konnte. Nun sollen Kopien der Hologramme weltweit an Spezialisten verschickt werden.

Bodo Dorra

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Psy|cho|gra|fie  〈f. 19〉 psychologische Beschreibung einer Person aufgrund ihrer Äußerungen, schriftliche u. a. Werke sowie der Äußerungen anderer; oV Psychographie … mehr

Nes|sel|schön  〈n. 15; Bot.〉 Wolfsmilchgewächs mit unscheinbaren, in herabhängenden, zylindr. Blütenständen vereinigten Blüten: Acalypha hispida; Sy Katzenschwanz ( … mehr

Ex|po|nen|ti|al|funk|ti|on  〈f. 20; Math.〉 1 Funktion der Form y = a x , in der die Variable als Exponent auftritt … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige