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Kein Tag wie jeder andere

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Kein Tag wie jeder andere

Es ist gar nicht so leicht, beim Datum alles richtig zu machen. Das haben wir jetzt zu spüren bekommen. In der April-Ausgabe von bild der wissenschaft haben wir Sie mit der Schlagzeile “Noch 1000 Tage” über die Perspektiven und Probleme informiert, die Wissenschaftler für das nächste Jahrtausend sehen. Was wir ernteten, war eine nie gekannte Flut an Briefen – von knappen Richtigstellungen bis hin zu Abonnementskündigungen und üblen Beschimpfungen. Fast alle machten uns klar, daß das neue Jahrtausend nicht am 1. Januar 2000, sondern erst ein Jahr später beginnt (siehe auch gegenüberliegende Seite). Dabei hatten wir genau das ausführlich diskutiert. Doch was ist schon ein richtiges Datum, was ein falsches? Sind Daten und vor allem Jahrestage nicht eine der Lebenslügen, mit denen wir ständig umgehen, ohne uns unseres wackligen Fundaments bewußt zu sein? Juden, Moslems und viele Völker rechnen ohnehin mit anderen Kalendern.

Doch selbst in Europa feiern die Briten den Geburtstag der Königin im Sommer, weil er in Wahrheit in die unwirtliche Jahreszeit fällt. Wir selbst freuen uns jedes Jahr auf Weihnachten am 24. Dezember, obwohl das Datum durch die heidnische Sonnwendfeier bestimmt ist, nicht aber durch die Geburt Jesu. Und bei jedem Tag dieses Jahres schreiben wir die Zahl 1997 dahinter und denken kaum “nach Christi Geburt”. Dabei weiß die Forschung sehr genau, daß Christus nicht im Jahre minus 1 zur Welt gekommen ist. Die Jahrtausendwende ist kein Ereignis. Vermutlich wird am 1. Januar 2000 nichts Besonderes geschehen. Entscheidend ist allein, was aus Anlaß des seltenen runden Datums in unseren Köpfen stattfindet. Wir können es dazu nutzen, Bilanz zu ziehen und nachzudenken, was auf uns zukommt, welche Probleme anstehen und welche wir kommenden Generationen aufbürden.

Der 1. Januar 2000 ist dafür genausogut geeignet wie der 1. Januar 2001, an dem viele Mathematiker den Beginn des neuen Jahrtausends festmachen. Wir haben die Wahl: Innehalten, nachdenken und feiern, wenn alle es tun, um gemeinsam Kraft für die Bewältigung der Zukunft zu gewinnen – oder aber grollend an der Seite zu stehen und ein Jahr später das neue Jahrtausend zu beginnen in dem Bewußtsein, die mathematische Wahrheit zu vertreten. Wissenschaft ist ein Stück Zukunftsbewältigung. Wenn das stimmt, dann kann es bei der Forschung letztlich nicht darum gehen, bessere Argumente für die eigene Rechthaberei zu sammeln, sondern in die Lage versetzt zu werden, das Wichtige und Richtige zu tun. Manchmal, so scheint mir, droht das in unserem Lande in Vergessenheit zu geraten. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb andere soviel unkomplizierter die Früchte wissenschaftlicher Erkenntnis aufnehmen, anwenden und nutzen als wir. Möglicherweise auch dafür, weshalb in unserer Gesellschaft Wissenschaft soviel größere Schwierigkeiten hat, ernst genommen zu werden, als anderswo. Ach ja, nur etwa jeder zehnte Brief befaßte sich mit den Problembeschreibungen und Szenarien der Wissenschaftler, die wir dargestellt hatten. Das hindert uns nicht daran, die Zukunft in den kommenden Monaten in den Mittelpunkt zu rücken. Es ist geradezu ein Ansporn, unsere Reihe “Leben 21” fortzusetzen. Die Vorbereitungen zur Jahrtausendwende haben begonnen.

Reiner Korbmann

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
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  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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