Gerhard Amendt war schon immer ein unbequemer Geist, der sich mit lauter Stimme für Veränderungen von konservativen gesellschaftlichen Strukturen stark machte. Aktiv nahm der Sozialwissenschaftler an der 68er-Bewegung teil, und vehement setzte er sich für die Abschaffung des Abtreibungs-Paragraphen 218 ein. Als Leiter der Bremer Beratungsstelle „Pro Familia“ gründete er 1979 die bundesweit erste nichtärztliche Einrichtung für ambulante Schwangerschaftsabbrüche.
Als neue Zielscheibe hat sich Gerhard Amendt „bestimmte Formen der Frauenforschung“ ausgesucht. Diese, beklagt er, beschränke sich weitgehend auf Schuldzuweisungen an die Adresse der Männer, statt sich um eine Verbesserung im Verhältnis der Geschlechter zu bemühen. „Solange man sich gegenseitig Vorwürfe macht, will man nichts verändern“, sagt Gerhard Amendt. Seinen Geschlechtsgenossen empfiehlt er, sich nicht mehr länger „Asche aufs Haupt zu streuen“. Vielmehr müßten die Männer beginnen, sich selbst besser zu begreifen – im Rahmen einer neuen Form der Geschlechterforschung, die ohne die Zuteilung von Täter- und Opferrolle auskommt.
Zu diesem Zweck hat Gerhard Amendt vor kurzem gemeinsam mit einer Reihe von – männlichen und weiblichen – Forscherkollegen die Arbeitsgemeinschaft „Männer- und Geschlechterforschung“ ins Leben gerufen. Amendt selbst befaßt sich vor allem mit der Beziehung zwischen Müttern und Söhnen und deren – lebenslangen – Einfluß auf die männliche Psyche. An der Universität Bremen hat er dazu vor zwei Jahren das Institut für Geschlechter- und Generationenforschung begründet – gegen den Widerstand von Feministinnen, wie er betont.
Gerhard Amendt