Können Fledermäuse mit den Ohren sehen?“ fragte sich der Bischof von Padua, Lazzaro Spallanzani vor rund 200 Jahren, nachdem sich die Tiere zwischen aufgespannten Drähten nicht mehr zurechtfanden, als er ihnen die Ohren verstopft hatte. Mit geblendeten Augen hatten sie dagegen keinerlei Mühe. Doch erst im 20. Jahrhundert begannen Forscher, die Echoortung der Fledermäuse zu verstehen.
Wie sieht die Welt aus, wenn die Augen Ohren sind und das Licht lärmt? Dr. Klaus Richarz, seit Jahren engagierter Fledermausschützer, und Alfred Limbrunner, Tierfotograf, erzählen vom Leben in der dunklen Welt des Schalls, abseits der menschlichen Wahrnehmung. Limbrunner hat die „Kobolde“ mit seinen Fotos aus der Nacht geholt. Die Kamera schaut ihnen zu beim Fressen und beim Schlafen, beim Fliegen und beim Jagen. Der Text von Richarz beschreibt Sozialleben, Jungenaufzucht, Nahrungssuche und Orientierung. Schwerpunkt sind dabei die in Deutschland heimischen Fledermausarten, und Ausflüge in die entlegensten Teile der Welt bezeugen die Vielfalt der Tiere.
Das Buch gibt daneben praktische Hinweise zum Schutz der Nachttiere, die man in Höhlen findet – aber auch oft auf dem eigenen Dachboden. Etliche Arten, deren Lebensraum immer kleiner wird, stehen auf der roten Liste. Dabei verteufeln zahlreiche Mythen und Sagen die Fledermäuse als Dämonen, und bis heute sind sie vielen Menschen unheimlich. Anekdoten aus der Arbeit der Autoren runden das Buch ab.
Schönheitsfehler in dem prachtvollen Band sind allerdings einige unerklärte und zudem unnötige Fachwörter, die das Verständnis mancher Kapitel behindern, genau wie ein leichtes Durcheinander in der Struktur. Schade zudem, daß der Erkennungsschlüssel der europäischen Arten nur zwei Tafeln mit Farbfotos enthält und die restlichen Tiere lediglich gezeichnet wurden.
Klaus Richarz, Alfred Limbrunner FLEDERMÄUSE Kobolde der Nacht Franckh-Kosmos Stuttgart 1999 192 S., DM 88,-
Klaus Richarz / Alfred Limbrunner / Robert Thielicke